| Von Paris in die Lausitz – Klimagerechtigkeit nach dem Gipfel

Mona Bricke im Gespräch mit Tadzio Müller

So richtig leicht war es nach dem Ende des Klimagipfels im Winter letzten Jahres in Paris – der »COP21« – nicht, sich einen Reim darauf zu machen, was dort entschieden worden ist. Die Einschätzungen reichten von »Historischer Einigung« (SPON) bis hin zu »Bullshit« und »Betrug« (Klimaforscher James Hansen). Auch innerhalb der Klima(gerechtigkeits)bewegung variierten die Einschätzungen enorm. Im Vorfeld des Gipfels ging bei vielen die Angst vor einem ›Kopenhagen 2.0‹ um, also vor einer Wiederholung des tiefen Motivationslochs, in das viele Aktive nach dem Scheitern der »COP15« in Kopenhagen im Jahr 2009 gefallen waren. Wo siehst Du die Bewegung nach Paris, und wie ist deine persönliche Einschätzung des Paris Agreements?
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| So wie es ist, bleibt es nicht

Von Birgit Mahnkopf

Mit dem gegenwärtigen Kapitalismus gibt es keine Zukunft

Wir befinden uns gegenwärtig nicht allein in einer strukturellen oder »systemischen Krise« des Kapitalismus als eines welt-ökonomischen Systems, aus der kein Weg zurückführt – in die Wachstumskonstellation vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2007/2008. Zugleich befinden wir uns in einer tief greifenden Krise des Kapitalismus als eines welt-ökologischen Systems – die Krise, die zum ersten Mal in der Geschichte tatsächlich die Zukunft aller auf dem Planeten lebenden Menschen verknüpft.
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| Grünes Kapital und Energiedemokratie in Europa

Von Tobias Haas und Hendrik Sander

In Deutschland ist die Energiewende in aller Munde, und auch auf europäischer Ebene mangelt es nicht an Wendeszenarien. Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien, daran besteht kein Zweifel. Offen ist hingegen, wie schnell ihr Ausbau voranschreiten wird, wie lange die fossilen und atomaren Energieträger noch zur Stromerzeugung genutzt werden, wie das neue Energieregime aussehen kann, was für Eigentumsstrukturen darin dominieren und was für einen gesellschaftlichen Charakter der Prozess annimmt. Damit verbunden ist die Frage, ob wir gegenwärtig eine Transformation hin zu einem grünen Kapitalismus erleben.
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| Wohlstand von links? Bilanz der Enquetekommission

das Gespräch führte Ulrich Brand

Gespräch mit den Kommissionsmitgliedern und Bundestagsabgeordneten Waltraud Wolff (SPD), Sabine Leidig (Die LINKE) und Hermann Ott (Bündnis90/Die Grünen)

Die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Bundestages nahm im Januar 2011 ihre Arbeit auf. Die jüngsten Krisen hätten „eine grundlegende Diskussion über gesellschaftlichen Wohlstand, individuelles Wohlergehen und nachhaltige Entwicklung angestoßen. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Industriestaaten gibt es eine Debatte darüber, ob die Orientierung auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausreicht, um Wohlstand, Lebensqualität und gesellschaftlichen Fortschritt angemessen abzubilden.“[1]
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| Den Wachstumsimperativ unterbrechen

von Christa Wichterich

Eine feministische Antwort auf das Versagen der Enquetekommission

Nach Hannah Arendt besteht das »Wunder der Freiheit« darin, dass Menschen Prozesse unterbrechen und einen Neuanfang machen. Die Enquetekommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität«1 hat den entscheidenden Schritt der Freiheit nicht getan: Sie hat Wachstum als materielles und metaphysisches Organisationsprinzip für die Ökonomie und die Naturverhältnisse unserer Gesellschaft nicht in Frage gestellt.
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| Im Labyrinth von »Post-Entwicklung« und »Buen Vivir«

von Dieter Boris

In dem von Miriam Lang herausgegebenen programmatischen Band2 kommt der kritische Hinweis auf »eurozentristische« Betrachtungsweisen ziemlich häufig vor, auch wenn dieses Argument keineswegs neu ist. Die unzulässige Übertragung theoretischer Kategorien und systematisch-inhaltlicher Zusammenhänge, die aus der Betrachtung europäischer Realitäten gewonnen wurden, auf außereuropäische Gesellschaften kann als Eurozentrismus qualifiziert werden. Und muss – nach der im linken Spektrum fast einhelligen Meinung – stark relativiert oder zurückgewiesen werden. Dies betrifft insbesondere die damit häufig verbundenen normativen Vorgaben.
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| Gleichheit ist Grün und Rot

Von Andreas Exner

Der Diskurs der Ökologie ist schizophren. Während die einen ihn mit Wachstum koppeln, pochen die anderen auf Verzicht. Beides geht am Problem vorbei. Stattdessen trifft die Wahrheit: Eine ökologische Wende zum Vorteil aller gibt es nur mit sozialer Gleichheit. Wachstum des Kapitals kann nicht ökologisch kompatibel sein, weil es mit steigendem Ressourcendurchsatz einhergeht. Den gilt es zu reduzieren, den Bergbau zurückzufahren und die Landnahme für Agrofuels und Nahrungsmittel zu stoppen.
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| Volks-Autos und Kollontai-Höfe? Einstiege in einen grünen Sozialismus 2030

Von Christoph Spehr

Ein beliebter Vorwurf, den Linke gegen den Kapitalismus erheben, sind die vielen Sorten Zahnpasta. Auch wenn niemand genau weiß, wie viele es sind, gelten die 38, 52 oder »gefühlt 300« verschiedenen Sorten Zahnpasta als ein Inbegriff der kapitalistischen Anarchie und Verschleuderung gesellschaftlicher Ressourcen. Während aus de Gaulles Diktum, »Wie will man ein Land regieren, in dem es 246 verschiedene Sorten Käse gibt?«, ein gewisser Respekt vor dem lässigen Eigensinn seiner Landsleute spricht, steht der Zahnpasta-Antikapitalismus in der langen Tradition eines »Das-ist-doch-alles-nicht-nötig«-Sozialismus.


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| Gutes Leben im Grünen Sozialismus

Von Raul Zelik

In den Industriegesellschaftenhat sich in den letzten Jahren das Bewusstsein durchgesetzt, dass das herrschende Energie-, Konsum- und Produktionsmodell grundlegend transformiert werden muss. Eine ökologische Wende scheint konsensfähig, wenn auch nicht ausgemacht. Im Mainstream-Diskurs wird dieser Politikwechsel v.a. unter den Stichworten Green Economy und Green New Deal verhandelt.
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| Grün Planen: Post-fossiler Sozialismus

Von Elmar Altvater

Die sozialistische Utopie und das gute Leben

In der Evolution gibt es kein fixiertes Terrain. Es gibt nur Übergänge. Daher ist eine Vorstellung von einem Kapitalismus der »Welt von heute« und eines Sozialismus der »Welt von morgen« – bzw. eines Sozialismus der »Welt von gestern« – wenn wir den roten Sozialismus des »kurzen« 20. Jahrhunderts von 1917 bis 1989 vor Augen haben – wirklichkeitsfremd und geschichtsblind.
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