| Arbeitspolitik für Weltänderer

Von Christoph Spehr

Zwischen digitaler Arbeit und Sozialismus 4.0

Industrie 4.0 ist ein deutscher Begriff für eine sehr deutsche Art und Weise, den Umbruch zu sehen. Der Übergang zu neuen cyberphysischen Maschinen, in denen digitale Steuerung, Datenaufnahme durch Sensoren und dezentrale künstliche Intelligenz zusammenkommen, wird vorrangig als Modernisierungsstrategie für die Fabrik begriffen. Regale entlang der Fertigungslinie, die selbst Nachschub bestellen, bevor sie leer sind; Kontrollsysteme, die Teile auswechseln, bevor sie kaputtgehen; Werke, in denen im Minutenabstand Autos vom Band laufen, die einzeln nach den Kundenwünschen konfiguriert sind.
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| »Wir sind die Borg!«

Von Dagmar Fink

CYBORGS QUEER GELESEN

»Wir sind die Borg! Deaktivieren sie ihre Schutzschilde und ergeben sie sich. Wir werden ihre biologischen und technologischen Charakteristika den unsrigen hinzufügen. Ihre Kultur wird sich anpassen und uns dienen. Widerstand ist zwecklos!« (Das Borg-Kollektiv in Star Trek: First Contact)

Mit körperloser Maschinenstimme fordern die Borg, das schreckenerregende kybernetische Kollektiv, die bösesten der Bösen, im Film Star Trek: First Contact (USA 1996) die vorwiegend menschliche Besatzung der Enterprise auf, sich zu ergeben.
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| »Alles was du brauchst, ist ein smartphone«

Von Vassilis S. Tsianos

Migration und die Mobile Commons

MigrantInnen, soviel wissen wir mittlerweile, sind medial gut vernetzt: Handys und Social Media gehören ebenso zur Erfahrung der ›Balkanroute‹ wie Grenzzäune und Robocops. Mediale Konnektivität ist, auch unter asymmetrischen Machtbedingungen, nicht nur potenziell mobilitätssichernd, sondern lebensrettend. In diesen umkämpften transnationalen Räumen stellen diese mobile commons eine wichtige Ressource für MigrantInnen dar.
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| Gute Arbeit in einer digitalen Arbeitswelt: Gestaltungsperspektiven im Dienstleistungssektor

Von Martin Beckmann

Die Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt wird in der Bundesrepublik hauptsächlich hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Industrie diskutiert. Aber auch hierzulande finden mittlerweile über 70 Prozent der Wertschöpfung und Beschäftigung im Dienstleistungssektor statt. Und in vielen Dienstleistungsbereichen ist die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten und hat zu umfassenden Veränderungen geführt: Musik und Filme werden seit Jahren vornehmlich im Internet erworben und konsumiert, Bankgeschäfte zu weiten Teilen online abgewickelt, unterschiedlichste Waren vermehrt bei Online-Händlern gekauft.
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| Die »Kalifornische Ideologie« und die Linke

Von Nina Scholz

Der Spiegel fragte neulich in einem Leitartikel seine Leser: »Das Morgen-Land: Im Silicon Valley formt sich eine neue Elite, die nicht nur bestimmen will, was wir konsumieren, sondern wie wir leben. Sie will die Welt verändern und keine Vorschriften akzeptieren. Müssen wir sie stoppen?« Auch das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben schon früh vor einer Netzeuphorie gewarnt und sich kritisch mit der sharing economy, einem wichtigen Phänomen der »kalifornischen Ideologie« befasst.1 In der deutschen Linken dagegen scheint das Thema verspätet und auch noch nicht in seiner ganzen Reichweite angekommen zu sein.
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| Rationale Diskriminierung

Von Stefan Selke

oder: die Ausweitung der sozialen Kampfzone durch Lifelogging

Lifelogging – zur Relevanz eines Booms

Lifelogging, also die digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung, spiegelt den Zeitgeist perfekt: Nach einer Studie von Yougov können sich 32 Prozent der BundesbürgerInnen vorstellen, gesundheitsbezogene Daten an Krankenversicherungen weiterzuleiten, um Vorteile zu erhalten. Jede/r fünfte Befragte zieht die digitale Vermessung der eigenen Kinder in Betracht.1
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| Im WWW nichts Neues

Von Tanja Carstensen

Warum die Digitalisierung der Arbeit Geschlechterverhältnisse kaum berührt

Die Kinder sind im Bett, der Tisch ist vom Abendessen abgeräumt. Paul nimmt sich sein Notebook und setzt sich ins Wohnzimmer, Anna kommt wenige Minuten später dazu und setzt sich mit ihrem Tablet daneben. Sie überfliegt kurz die Beiträge in ihrer Freundinnen-Facebook-Gruppe, schreibt einen aufmunternden Kommentar unter den Beitrag einer gefrusteten Freundin, erinnert sich dann aber, dass sie dringend noch eine E-Mail an eine Kundin zu Ende schreiben muss, die sie nachmittags auf dem Spielplatz angefangen hatte.
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| Digitale Dominanz

Von Malte Daniljuk

Wie Informationstechnologie globale Herrschaft verändert

Die durch die Digitalisierung verursachten Umbrüche in ihrer Tragweite zu verstehen, heißt zunächst, einige Voraussetzungen in Erinnerung zu rufen, die den Umgang mit Technik seit jeher prägen. Ihnen kommt nicht zuletzt deshalb zeitlose Bedeutung zu, weil sie die ideologischen Schemata bedingen, auf denen strategische Herangehensweisen in der Technologiepolitik aufsetzen.
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| Interview: »Don’t Believe the hype«

Gespräch über neue Fragen und alte Antworten mit Evgeny Morozov

Obwohl ›das Internet‹ ja nicht mehr so ganz neu ist, gibt es einen ziemlichen Hype um die Digitalisierung – oder all das, was darunter gemeinhin gefasst wird. Du hast dich als deutlicher Kritiker dieser Entwicklung und der Debatten dazu profiliert – auch mit Blick auf die Akteure des Silicon Valley. Zwei wesentliche Schwachpunkte siehst du in diesen Debatten: Solutionismus und Internet-Zentrismus. Was genau ist damit gemeint?
Solutionismus bezeichnet eine Tendenz, Probleme vor allem unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, inwieweit es dafür schnelle und einfache Lösungen gibt, etwa in Form von Apps oder anderen, meist technischen Neuerungen.
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| Krise, Kommunikation, Kapitalismus

Von Christian Fuchs

Zur politischen Ökonomie sozialer Medien

In der Auseinandersetzung mit sozialen Medien ist von bürgerlichen DenkerInnen immer wieder zu hören, dass Plattformen wie YouTube, Facebook, Instagram, Twitter und Pinterest zum Aufstieg einer partizipativen Kultur geführt haben (vgl. Jenkins et al. 2013). Der Begriff der Partizipation wird dabei jedoch etwas vereinfachend als die Schaffung von nutzergenerierten Inhalten und Publikums­beteiligung verstanden. Staughton Lynd (1965) hat den Begriff der partizipativen Demokratie in die akademische Debatte eingeführt, um die Organisationsprinzipien der Students for a Democratic Society in den USA zu analysieren. In Weiterentwicklungen dieser Theorie geht es darum, die gesamte Gesellschaft als Sphäre der Politik zu verstehen, also auch die Ökonomie als einen durch die unmittelbaren ProduzentInnen demokratisch zu kontrollierenden Bereich (vgl. Macpherson 1970, Pateman 1970). Kapitalistisches Privateigentum gilt in dieser Logik als eine Form der Diktatur.


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