| "Gewerkschaft: außer Konkurrenz" – Editorial 1/2013

Gewerkschaften suchen Auswege aus der Globalisierungsfalle, aus internationaler Konkurrenz und Lohndumping. Was getan werden müsste, ist schnell umrissen: effektive internationale Strategien entwickeln, sich aus den Beschränkungen der Tarifkämpfe lösen und Gegenmacht entwickeln auf den zentralen Feldern neoliberaler Angriffe: Privatisierung, Kürzungspolitik und Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen. Politische Bündnisse müssten geschmiedet werden, die über den betrieblichen Rahmen hinausweisen und gewerkschaftliche Kämpfe nicht auf Erwerbsarbeit beschränken: Arbeitsverdichtung, Zeitstress, Rente, Gesundheit – hier gilt es, die Macht zur Regulierung zurückzugewinnen. Doch das politische Alltagsgeschäft ist kompliziert, die Bedingungen sehr unterschiedlich, ungleich eingebunden im Krisenkorporatismus driften die Interessen auseinander – zwischen Exportindustrien und sozialen Dienstleistungsbereichen, Kernbelegschaften und Prekären. Insbesondere die Gewerkschaften in den Exportindustrien sind zerrissen zwischen ihrer Kritik an neoliberaler Kürzungspolitik und den Vorteilen, die die Einbindung in deutsches Krisenmanagement auf Kosten anderer schafft.
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| »Eine Revolution braucht Organisationsstrukturen«

Chema Ruíz im Gespräch mit Lara Hernández

Chema Ruíz war lange Jahre aktiv im politischen Rat der Vereinigten Linken Spaniens (Izquierda Unida, IU). Heute ist er Mitglied der Kommunistischen Partei und Mitbegründer der Plataforma de los Afectadas por la Hipoteca (PAH) – eines Netzwerks zur Unterstützung von Menschen, die wegen Hypothekenschulden von Zwangsräumung bedroht sind. Gemeinsam kämpfen sie für ein Recht auf Wohnen.

Videointerview (Spanisch)
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| „Die größte Wirkung hatte immer, nicht lokal zu verhandeln“

Gespräch mit Wolfgang Schäfer-Klug, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Adam Opel AG

Der Europäische Betriebsrat von General Motors hat in der Vergangenheit mit wechselndem Erfolg versucht, die Konkurrenz zwischen den Beschäftigten der verschiedenen Standorte einzudämmen, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Wie hat sich die globale Krise seit 2007 auf diese Bemühungen ausgewirkt?

Seit dem letzten europäischen Rahmenvertrag 2010 zur Restrukturierung hat sich etwas verändert. Der Europäische Betriebsrat (EBR) wurde vom Management teilweise bewusst umgangen; und angesichts der massiven Überkapazitäten hat das Management die Strategie gefahren, die lokalen Gewerkschaften und Betriebsräte unter erheblichen Druck zu setzen.
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| Mikrokredite und die Entdeckung der Frauen

von Christa Wichterich

Seit den 1970er Jahren ist in der Entwicklungspolitik von der »Entdeckung der Frauen« die Rede. Die unermüdlichen Hinweise von Feministinnen, dass Frauen und ihre Arbeit gering geschätzt werden, machte sich die Weltbank zu eigen: Die »unsichtbaren Frauen« sollten sichtbar, als »ungenutzte Ressource« in die Entwicklung integriert und ihre »untergenutzte Arbeit« für Märkte und Wachstum mobilisiert werden. Entdeckung hat bekanntlich viel mit Erfindung zu tun.
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| Reproduktion in der Krise – Editorial

Reproduktion ist die Frage nach der Zukunft: Wie wollen wir leben? Wie geht es morgen weiter? Welche Arbeit muss getan werden, damit alle zur Arbeit kommen? Und wie kann die Gesellschaft insgesamt erhalten, erweitert, entwickelt werden? Widersprüche zwischen der Reproduktion des Kapitals und dem Anspruch an ein gutes Leben, Erholung und Teilhabe sind zugespitzt: Mehr Frauen gehen arbeiten, Familienmodelle sind in Bewegung; gleichzeitig ist Arbeit intensiviert, häufig prekär, Löhne sind gesunken, Arbeitszeiten überlang und unberechenbar.
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| Reproduktion in der Krise – LuXemburg 4/12

Reproduktion ist die Frage nach der Zukunft: Wie wollen wir leben? Wie geht es morgen weiter? Welche Arbeit muss getan werden, damit alle zur Arbeit kommen? Und wie kann die Gesellschaft insgesamt erhalten, erweitert, entwickelt werden? Widersprüche zwischen der Reproduktion des Kapitals und Ansprüchen an ein gutes Leben, Erholung, Muße und Teilhabe sind zugespitzt: Mehr Frauen gehen arbeiten, Familienmodelle sind in Bewegung; gleichzeitig ist Arbeit intensiviert, häufig prekär, Löhne sind gesunken, Arbeitszeiten überlang und unberechenbar.
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| »Grüner Sozialismus« – Editorial 3/12

Wer den ökologischen Problemen mit dem vertrauten Handwerkszeug der Linken und des Sozialismus zu Leibe rücken möchte, stellt die Eigentumsfrage, radikalisiert die Demokratie, betont die Bedeutung der Gleichheit, erfindet die Planung neu und geht der Bourgeoisie mitsamt ihrem Kapital ans Leder. Nur so – das ist der Gedanke – könnten die aufgelaufenen ökologischen Jahrhundertfragen radikal und nachhaltig beantwortet werden. Aber kann die Vorstellungswelt des Sozialismus, wie sie uns vertraut war, so bleiben, wenn die ökologischen Fragen einbezogen werden?
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| "Grüner Sozialismus" – LuXemburg 3/12

LuXemburg 3/12

»Green Economy« und die bewusst neutral gehaltene Rhetorik von der »Transformation« versprechen Auswege aus der großen Krise des neoliberalen Kapitalismus: Sie setzen auf Reparatur, Reorganisation und Umbau der gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Ihre »große Transformation« ist eine halbe: Sie zielt auf die Beseitigung des fossilen Industrialismus und dessen stofflich-energetische Basis, nicht auf seine politische Ökonomie. Grüner Sozialismus als Strategie und Orientierung riskiert eine Selbstveränderung der Linken. Neben Einstiegsprojekten bedarf die Transformation eines utopischen Horizonts, um der Entwendung in herrschaftliche Projekte entgegenzuwirken.
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| Proteste in Europa

Ein Jahr in Europa: Demonstrationen, Besetzungen von öffentlichen Plätzen und politische Streiks zeichnen eine neue Kartographie des Protests. Eine Karte der Unzufriedenheit mit dem Europa von Kürzung und Enteignung des Öffentlichen, eine Karte der Krise der Repräsentation. Ob es den Linken gelingen kann, an die Verweigerung, die Selbstorganisation, die Gegenentwürfe anzuknüpfen, ist offen. Ein gemeinsames linkes Projekt, eine europäische Linke könnte von dieser Karte ausgehen.
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| „Gegen eine EU der Banken und Konzerne“

Interview mit Nikolaj Villumsen, europapolitischer Sprecher der rot-grünen Einheitsliste Dänemarks

Nikolaj, wie würdest Du die Entwicklung des linken Widerstandes gegen die EU in Dänemark und seine Perspektiven beschreiben?

NV: Es gibt seit der Gründung der Volksbewegung gegen die EG 1972 eine lange Tradition der Kritik und des Widerstandes von links gegen die EU. Dänemark ist ihr 1973 nach einem Referendum und einer Propagandaschlacht, die wir trotz großer Mobilisierungen nicht gewonnen haben, beigetreten. Wir haben immer betont, dass die Abgabe nationaler Souveränität an Brüssel einen massiven Abbau sozialer und demokratischer Rechte bedeuten wird. Diese Befürchtung ist leider bestätigt worden. Die Urteile des Europäischen Gerichtshofes in den letzten Jahren bedeuten vor allem eine Beschränkung des Rechts der Gewerkschaften, Löhne und Arbeitsbedingungen ohne Einmischung von außen selbst zu verhandeln; etwas, was das „dänische Modell“ immer ausgezeichnet hat. Auch die restriktive Flüchtlingspolitik durch das Schengener Abkommen 1993 und der Aufbau einer Mauer um Europa ist von uns immer kritisiert worden; galt das dänische Aufenthaltsrecht von 1983 doch zurecht als eines der progressivsten in der Welt. Die brandaktuelle Auseinandersetzung (Juli 2012, S.G.) um Dumpinglöhne im Gaststättengewerbe und um das Recht der Gewerkschaften, Betriebe, die Niedriglöhne zahlen, zu blockieren, zeigt dies erneut.
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