| »DAS BISSCHEN BILDUNG …« − LuXemburg 2/2015

Wenn politische Alternativen schwach und Handlungsoptionen rar sind, bleibt oft der Ruf nach ›Bildung‹ – auch in der Linken. So sehr Aufklärung linker Glutkern ist, so verquer ist die Hoffnung, verbesserte Welt- und Selbsterkenntnis allein könnte eine Änderung der Verhältnisse voranbringen. Im Angesicht der eigenen Ohnmacht wird außerdem oft kritische Bildungsarbeit auf Methoden, Moderation und die Vermittlung von skills verengt. Austerität, Vermarktlichungund die Entsicherung von Arbeit verändern unterdessen die Bedingungen von Bildung massiv: Die Räume werden enger, die Zeit knapper. Dabei ist die Notwendigkeit von Kritik und Alternativen größer denn je. Was also tun mit dem BISSCHEN BILDUNG?
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| Die Transformation der Demokratie

Von Axel Rüdiger

Oder: die jakobinische Volkssouveränität

Der Jakobinismus und die aktuelle Demokratietheorie – ist das noch eine politisch relevante Beziehung? Oder handelt es sich hierbei um eine Frage von rein historischem Wert? In der Tat scheint der Jakobinismus heute nur noch zum politischen Schimpfwort zu taugen. Für Konservative und Liberale ist dies nichts Neues. Sie halten ihn schon immer für kriminelle Demagogie und Terrorismus im Schatten der Guillotine – er gilt ihnen als Ursprung aller totalitären Ideologien, die die Menschheit im 20. Jahrhundert heimsuchten.
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| Der Name der Zeit: Vorwärts in den Kalten Wirtschaftskrieg!

Von Stefan Schmalz

Als die verheerendsten Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 vorbei waren, kamen die meisten BeobachterInnen zu der nüchternen Erkenntnis, dass sich der globale Kapitalismus kaum verändert habe. Die »transnationale Kapitalistenklasse« (Leslie Sklair) habe sich als gewiefter Krisenmanager erwiesen und den Status quo wiederhergestellt. Neben umfangreichen Rettungspaketen für den Finanzsektor flossen nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) allein bis Mai 2009 über 1,9 Billionen US-Dollar in Konjunkturpakete.


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| Master of Activism

Interview mit Laurence Cox

Gespräch über die Möglichkeit, politischen Aktivismus zu studieren

Nehmen wir mal an, ich bin seit einigen Jahren politisch engagiert und habe von diesem Masterstudiengang für AktivistInnen gehört: Warum sollte ich mich dafür interessieren?

Die Menschen, mit denen wir arbeiten, bringen bereits ein solides Grundwissen darüber mit, wie Aktivismus in sozialen Bewegungen funktioniert. Sie wissen, warum sie sich als AktivistInnen betätigen, meist innerhalb einer ganz bestimmten Bewegung. Es ist häufig so, dass die Leute sich nur in ihrer eigenen Bewegung gut auskennen. Dabei halten sie einen Großteil von dem, was sie machen und wie sie es machen, für selbstverständlich. Sie folgen bekannten Routinen und lassen bestimmte Möglichkeiten und Handlungswege außer acht. Oft wird das natürlich noch durch die Tatsache verschärft, dass sie in einer Organisation aktiv sind, für die sie sich entschieden haben, bevor sie sich einen Überblick über das ganze Spektrum an Möglichkeiten verschafft haben.
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| Bildungsfernweh

Von Klaus Weber

»Jeder trägt sein Ablaufdatum,
weil das Leben ein Abfahrtslauf ist.
Immer hinunter. Nur wenige dürfen hinauf.«
Elfriede Jelinek

Wer von unten kommt, bleibt meist dort und krümmt sich. Der Mensch lässt sich viel gefallen, wo käme man sonst hin. Wer zum Licht, zur Welt hin will, stößt nicht selten oben an und wird zurückgestoßen; mangels Kraft und Geld siegt die Gewöhnung. Und nicht nur sie hat hier gedämpft, es wurde von obenher dem nachgeholfen, vor allem bei ärmeren Fragern, damit nicht zu viel und gar unangenehm gefragt würde. Wird einer gebildet genannt, so ist es für die Unteren eine Möglichkeit, ihn nicht ernst nehmen zu müssen.
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| Solidarische Mitte-Unten-Bündnisse

Von Michael Brie und Cornelia Hildebrandt

Anforderungen an linke Politik

Es ist über anderthalb Jahrhunderte her, dass Karl Marx das Kommunistische Manifest mit den Worten schloss: »Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« Was bedeutet aber Vereinigung für linke Politik unter den heutigen Bedingungen? Linke Politik braucht für einen sozial und ökologisch gerechten, demokratischen und friedlichen Richtungswechsel gesellschaftliche Mehrheiten, die nur im solidarischen Zusammenführen der Mitte und des Unten der Gesellschaft möglich sind. Aber wieso ist dies so schwer, und wie könnte es doch gehen? Um diese Fragen zu beantworten, ist zunächst eine Klassenanalyse erforderlich.
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| Child Care Crisis

Von Sabine Hattinger-Allende

Kinder, Politik und Transformation

»Kinder sind unsere natürlichen Feinde.
Wenn es sie nicht gäbe,
so wäre die Menschheit längst in unserer Gewalt.
Wir brauchen jede Stunde, Minute, Sekunde
der gesamten Menschheit.«
Die grauen Herren in »Momo« von Michael Ende

Wer das Kinderbuch Momo noch kennt, weiß, dass es darin um einen Kampf um Gemeinsamkeit, Zeit und Lebendigkeit geht. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das gut zuhören und gut spielen kann. In Momos Welt treiben graue Herren die Menschen dazu, Zeit zu sparen und all ihr Tun der reinen Produktivität unterzuordnen. Was dabei verloren geht, ist gegenseitige Sorge und lustvolles Leben, Spielen und Arbeiten.
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| So wie es ist, bleibt es nicht

Von Birgit Mahnkopf

Mit dem gegenwärtigen Kapitalismus gibt es keine Zukunft

Wir befinden uns gegenwärtig nicht allein in einer strukturellen oder »systemischen Krise« des Kapitalismus als eines welt-ökonomischen Systems, aus der kein Weg zurückführt – in die Wachstumskonstellation vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2007/2008. Zugleich befinden wir uns in einer tief greifenden Krise des Kapitalismus als eines welt-ökologischen Systems – die Krise, die zum ersten Mal in der Geschichte tatsächlich die Zukunft aller auf dem Planeten lebenden Menschen verknüpft.
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| Kein Warten auf Godot

Von Dieter Schlönvoigt

Plädoyer für eine linke politische Bildungspraxis

Estragon: Komm wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ach ja.
(Warten auf Godot, Samuel Beckett)

Alle gesellschaftlichen Phänomene existieren, weil sie Menschen machen. Auch der Kapitalismus. Die Linke ist genauso Teil des Problems und hat kein Recht, die Dinge aus einer Mondperspektive abwartend zu betrachten.
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| Kein Liebesdienst für die gute Sache

Von Miriam Pieschke

Warum kritische Bildung gute Bedingungen braucht

»Nicht existenzsichernd.« So beschrieb Bernd Wittich (2007) die Einkommen von DozentInnen der politischen Bildung. Die Arbeitsbedingungen von soloselbständig Lehrenden haben aber nicht nur Konsequenzen für deren Lebensgestaltung, sie gefährden auch das Potenzial von emanzipatorischer Bildung als Teil eines hegemoniekritischen Projekts.
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