| Alle Artikel von Stefan Schmalz

| Plädoyer für selektive De-Globalisierung

September 2020
Von Stefan Schmalz

Bereits vor der Corona-Krise war offenkundig: Der Globalisierungsschub seit den 1980er Jahren ist ins Stocken geraten. Harte ökonomische Indikatoren zeugen von diesem Trend. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 wuchs der Welthandel nur noch schleppend, die internationalen Direktinvestitionen fielen seit 2015 um über die Hälfte. Hinzu kamen neue Konflikte. Ereignisse wie das Brexit-Votum oder der US-amerikanisch-chinesische Handels- und Wirtschaftskrieg verdeutlichen, dass vermehrt Grenzen gezogen werden und Barrieren entstehen.
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| Der Name der Zeit: Vorwärts in den Kalten Wirtschaftskrieg!

August 2015
Von Stefan Schmalz

Als die verheerendsten Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 vorbei waren, kamen die meisten BeobachterInnen zu der nüchternen Erkenntnis, dass sich der globale Kapitalismus kaum verändert habe. Die »transnationale Kapitalistenklasse« (Leslie Sklair) habe sich als gewiefter Krisenmanager erwiesen und den Status quo wiederhergestellt. Neben umfangreichen Rettungspaketen für den Finanzsektor flossen nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) allein bis Mai 2009 über 1,9 Billionen US-Dollar in Konjunkturpakete.


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| CHINAS TECHNOKRATISCHER GREEN NEW DEAL

März 2011
Von Stefan Schmalz

China gilt als ein Land, das sich wenig um die Umwelt schert. Die Regierung der zweitgröß- ten Volkswirtschaft setze auf einen einseitigen Wachstumskurs, ignoriere internationale Vereinbarungen und blockiere globale umweltpolitische Regulierungsbemühungen. Für diese Position werden verschiedene Argumente ins Feld geführt: Das Land ist zum größten CO2-Produzenten weltweit aufgestiegen. Die Mehrzahl der 20 Städte mit der schlechtesten Luftqualität befinden sich in China. Die großen Flusssysteme sind derart verschmutzt, dass das Wasser in über der Hälfte von ihnen als ungeeignet für den menschlichen Verbrauch gilt (Wen 2006, 112ff).
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| EIN NACHRUF

Juli 2009
Von Stefan Schmalz

GIOVANNI ARRIGHI (7. JULI 1937 – 18. JUNI 2009)

Das Interview wurde am 14.12.2008 in Giovannis Haus in Baltimore geführt. Es stand am Ende eines Seminars, das er im Herbstsemester zusammen mit Beverly Silver an der Johns Hopkins University gehalten hatte. Giovanni hatte sich nach der Diagnose der tödlichen Krankheit entschieden, sein Lebenswerk mit seinen Doktoranden zu diskutieren. Dafür warfen er und Beverly kurzerhand ihre Pläne für das Semester um. Giovanni wollte die ihm verbleibende Zeit nutzen, um einige Grundlinien seines Werkes herauszuarbeiten und Missverständnisse bei dessen Rezeption auszuräumen. Dem Kurs wohnten zahlreiche Gäste aus aller Welt bei – teils alte Bekannte von Giovanni, teils Kollegen des Instituts für Soziologie. Giovanni, der keine Sitzung versäumte, auch wenn er an manchen Tagen sichtlich geschwächt war, war es besonders wichtig, auf Kontinuitäten und Brüche in seinem intellektuellen Werdegang hinzuweisen. Dabei verband er die theoretische Debatte mit biografischen Erzählungen aus der Entstehungszeit der Texte, wodurch seine persönliche wie theoretische Entwicklung lebendig wurde.


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| CHINA GLOBAL?

Juli 2009
Stefan Schmalz im Gespräch mit Giovanni Arrighi

Schmalz: Dein Buch Adam Smith in Beijing ist der letzte Band einer Trilogie. Könntest du etwas über deine Forschungsagenda der letzten Jahre erzählen?

Arrighi: Eigentlich handelt es sich um die Forschungsagenda der letzten mindestens zehn, 15, wenn nicht 20 Jahre. The Long 20th Century wurde 1994 veröffentlicht, aber ich hatte bereits seit Mitte der 1980er Jahre daran gearbeitet. Darauf folgte Chaos and Governance in the Modern World System (zusammen mit Beverly Silver) im Jahr 1999. Allerdings war nicht geplant, eine Trilogie zu verfassen. Zunächst sollte The Long 20th Century lediglich die Zeitspanne umfassen, die ich unter dem langen 20. Jahrhundert verstehe: von der Großen Depression des späten 19. Jahrhunderts bis zum gegenwärtigen »langen Abschwung«. Ich bin zeitlich immer weiter zurück gegangen und erarbeitete eine Langzeitanalyse der kapitalistischen Entwicklung. Die Dynamik der globalen politischen Ökonomie nach der Veröffentlichung des Buches warf neue Fragen auf. In Chaos and Governance diskutieren wir z.B. das Thema der hegemonialen Transitionen. Und Adam Smith in Beijing handelt davon, ob die aktuelle hegemoniale Transition, oder zugespitzt die Krise der USHegemonie, mit einer (Rück-)Verlagerung des Zentrums der Kapitalakkumulation nach Ostasien einhergeht. Meine Forschungsagenda ist also in weiten Teilen dadurch bestimmt, dass ich die Entwicklungen auf der Basis von The Long 20th Century in den Blick nahm. Das Ergebnis waren zwei weitere Bücher.


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