| Gewerkschaften und Standortkonkurrenz. Der Fall General Motors / Opel

von Thomas Sablowski

»Lebenstraum? Ach, weiß ich nicht. Lebenstraum hab’ ich nicht. Will halt nicht arbeitslos werden später. Das ist so das Schlimmste, was passieren könnte.«
Jerome, 18 Jahre, Auszubildender bei Opel Bochum*

Hauptaufgabe der Gewerkschaften ist es, die Konkurrenz unter den Lohnabhängigen einzudämmen. Inwieweit ihnen das gelingt, hängt von den jeweiligen Organisationsformen und Strategien sowie den Kräfteverhältnissen ab. Der Fall General Motors/Opel ist in dieser Hinsicht lehrreich. Da Opel in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an Marktanteilen verloren hat und sich praktisch permanent in der Krise befand, waren die Beschäftigten ständig mit Angriffen auf ihre Löhne und Arbeitsbedingungen konfrontiert. Unter diesem Druck haben sich neue Ansätze einer europäischen Organisierung herausgebildet, die jedoch deutliche Grenzen haben.
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| „Die größte Wirkung hatte immer, nicht lokal zu verhandeln“

Gespräch mit Wolfgang Schäfer-Klug, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Adam Opel AG

Der Europäische Betriebsrat von General Motors hat in der Vergangenheit mit wechselndem Erfolg versucht, die Konkurrenz zwischen den Beschäftigten der verschiedenen Standorte einzudämmen, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Wie hat sich die globale Krise seit 2007 auf diese Bemühungen ausgewirkt?

Seit dem letzten europäischen Rahmenvertrag 2010 zur Restrukturierung hat sich etwas verändert. Der Europäische Betriebsrat (EBR) wurde vom Management teilweise bewusst umgangen; und angesichts der massiven Überkapazitäten hat das Management die Strategie gefahren, die lokalen Gewerkschaften und Betriebsräte unter erheblichen Druck zu setzen.
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| Autos, Krise, Klimawandel und Klassenkampf

Lars Henriksson

2008: Es scheppert im Karton, die Finanzkrise schlägt überall durch. Plötzlich wird die Überproduktion in der globalen Automobilindustrie gut sichtbar. In Schweden war das besonders problematisch.

Zwei der weltweit kleinsten Massenhersteller (Volvo Car und Saab Automobile AB, Anm. d. Red.) stellten große, spritfressende Mittelklasseautos her. In einem Land mit neun Millionen Einwohnern hat man also zwei bankrotte Autohersteller samt ihrer ganzen Subunternehmerkette (und zwei LKW-Hersteller, die ihrerseits in der Krise sind).
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| Subventionen und Zugeständnisse. Die grenzenlose Erpressung durch die Konzerne

von Leo Panitch und Sam Gindin

Dass zu Beginn des Jahres 2013 die erste wirtschaftspolitische Maßnahme des kanadischen Premierministers Stephen Harper darin bestand, weitere 250 Millionen Dollar an Subventionen in die Autoindustrie zu pumpen, sollte eigentlich ein paar sehr grundsätzliche Fragen aufwerfen. Die schwindelerregenden Freihandelsparolen der letzten Jahrzehnte betonten oft die wirtschaftlichen Vorzüge, die mit der Befreiung multinationaler Konzerne aus den engen nationalstaatlichen Grenzen verbunden sind, wenn sie global expandieren. Doch tatsächlich wurde diese Globalisierung der Wirtschaft dadurch ermöglicht, dass sich die Unternehmen auf die Unterstützung durch sehr viel mehr Staaten als je zuvor verlassen konnten. Und diese staatliche Unterstützung sicherten sie sich zur selben Zeit, in der sie die Keule der Wettbewerbsfähigkeit schwangen, um ihre Beschäftigten zu disziplinieren und sie bei Bedarf vor die Tür zu setzen.
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| Volks-Autos und Kollontai-Höfe? Einstiege in einen grünen Sozialismus 2030

Von Christoph Spehr

Ein beliebter Vorwurf, den Linke gegen den Kapitalismus erheben, sind die vielen Sorten Zahnpasta. Auch wenn niemand genau weiß, wie viele es sind, gelten die 38, 52 oder »gefühlt 300« verschiedenen Sorten Zahnpasta als ein Inbegriff der kapitalistischen Anarchie und Verschleuderung gesellschaftlicher Ressourcen. Während aus de Gaulles Diktum, »Wie will man ein Land regieren, in dem es 246 verschiedene Sorten Käse gibt?«, ein gewisser Respekt vor dem lässigen Eigensinn seiner Landsleute spricht, steht der Zahnpasta-Antikapitalismus in der langen Tradition eines »Das-ist-doch-alles-nicht-nötig«-Sozialismus.


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| Besser verkehren − solidarische Alternativen für Mobilität

Von Sabine Leidig

Verkehr ist ein Zukunftsthema und Feld für soziale Kämpfe. Die Autokonzerne rüsten für eine Verdopplung der Pkw-Zahl weltweit. Wir dagegen brauchen Utopien, Modelle und praktische Kämpfe für regionale Entwicklung mit weniger Verkehr, für öffentliche Räume für Menschen statt Autos, für Bahnen und (Elektro-)Busse. Die Mosaik-Linke könnte die notwendige sozial-ökologische Verkehrswende als ein zentrales Transformationsprojekt auf die Agenda setzen – getreu der Losung »Jede Revolution beginnt auf der Straße« (VW-Werbung aus den 1980ern).
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| UNITED STATES OF AUTOMOBILES – KULTUR UND GESCHLECHT DER MOBILITÄT*

von Catherine Lutz und Anne Lutz Fernandez

Unablässige Werbung und Lobbyismus über Jahrzehnte haben ein tief verankertes Glaubenssystem geschaffen und verbreitet: eine ausgereifte Autoideologie. Diese ist – wie viele Elemente der Kultur – für uns unsichtbar, da wir mit ihr sehen. Wie farbige Kontaktlinsen strukturiert und begrenzt der Denkrahmen, mit dem wir aufgewachsen sind, unsere Vorstellungen darüber, wie wir uns fortbewegen, wofür wir Geld ausgeben, welche Risiken wir eingehen und wo wir leben.

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| Von Detroit zum Amazonas – Eine Reise durch die Ruinen des Imperiums

von Greg Grandin

Fordlandia, Foto: Mélété

Das Imperium endet mit einem Rückzug. Nicht, wie viele vor ein paar Jahren dachten, aus dem Irak, sondern aus Detroit. Der eigentliche Rückzug von Motor City begann bereits vor Jahrzehnten als Ford, General Motors und Chrysler damit begannen, ihr operatives Geschäft aus der Innenstadtgegend in die schwieriger gewerkschaftlich zu organisierenden ländlichen Gegenden und Vororte und schließlich nach Übersee zu verlagern. Selbst als die Wirtschaft in den 1950er und 60er Jahren noch boomte verließen bereits 50 Detroiter am Tag die Stadt. 1989 gab es Tausende Baulücken und über 15.000 verlassene Wohnhäuser zu bestaunen. Hinreißende Gebäude wurden ver- und der Natur überlassen, die sie mit Gras überzieht, nunmehr kunstvoll verzierte Vogelhäuser.
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| Democratic Social Planning and Worker Control

von Thad Williamson

The United States is historically the society most closely associated with and most devoted to the automobile. Automobile production, combined with the provision of auto-related infrastructure such as highways, was one of the major engines of capitalist economic growth in the 20th century in the U.S. The proliferation of the automobile deeply affected residential patterns in the U.S. by facilitating the decentralization of metropolitan areas and ongoing process of suburban sprawl.
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| »TüBus umsonst!« Für ein Grundrecht auf Mobilität

Von ZAK-Tübingen

»Nulltarif im Stadtverkehr!« – mit dieser Forderung versuchen wir seit zwei Jahren einen doppelten Spagat: Zwischen sozialer Frage und Ökologie ebenso wie zwischen pragmatischer Kommunalpolitik und antikapitalistischer Utopie. Entstanden ist unsere Kampagne für einen kostenfreien öffentlichen Nahverkehr aus zwei zunächst getrennten Debatten, die uns die letzten Jahre beschäftigt haben: Grundeinkommen und Klimawandel. An der Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen überzeugte uns vor allem das Konzept


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