| Just Transition – Einstieg in Transformation?

Von Nicola Bullard

Angesichts der widersprüchlichen und miteinander konkurrierenden Regierungs- und Unternehmensinteressen ist es nicht verwunderlich, dass die Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen nicht vorankommen – auch wenn Cancún einen gewissen Fortschritt darstellt. Unterdessen sagen uns die Forschung, mit all den ihr eigenen Ungewissheiten und Vorbehalten, und der aufgewühlte Planet selbst, dass bereits gestern hätte gehandelt werden müssen. In dem Patt zwischen Beharrungsvermögen und Dringlichkeit scheint ein gerechter Übergang, »just transition«, der die Minimalziele Wirksamkeit und Gerechtigkeit erfüllt, ein Ding der Unmöglichkeit. Doch wenn der Übergang zu einem neuen Energie- und Produktionsparadigma keine Gerechtigkeit bringt, weder historisch, noch gesellschaftlich, noch als Geschlechter- oder Generationengerechtigkeit – oder wie auch sonst man Gerechtigkeit definieren will – warum sich überhaupt damit befassen?


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| STRATEGISCHE PROBLEME EINES GERECHTEN ÜBERGANGS

Von Mario Candeias

Vor etwa 15 Jahren brachten kanadische und US-amerikanische Gewerkschaftsaktivisten wie Brian Kohler den Begriff »just transition« ins Gespräch1,  um anlässlich der notwendigen ökologischen Restrukturierung der Wirtschaft einen gerechten Übergang einzuklagen: Die »gegenwärtigen Produktionsformen und Konsummuster werden sich aus ökologischen Gründen ändern müssen […] Aber wer wird bezahlen? Wird dies dem sogenannten freien Markt überlassen, werden Arbeiter in den vom Strukturwandel betroffenen Industrien, die ihren Job verlieren, für den Vorteil aller leiden?« (2010, 1)
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| ZAHNLOS-FULMINANTE WACHSTUMSKRITIK

Von Dieter Klein

Als Leiter der Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen hatte Meinhard Miegel Ende der 1990er Jahre der neoliberalen Entwicklung des Kapitalismus in der Bundesrepublik einen erheblichen Schub verliehen. Über die im Bericht dieser Kommission 1997 empfohlene Strategie steht dort, sie diene »vor allem der Entfaltung von Wachstums- und damit Wohlstandspotenzialen und der Erhöhung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft« (6).
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| FAKTOR 37

Von Uwe Witt

DIE MÄR VOM NACHHALTIGEN WACHSTUM

Am 21. August 2010, das hat das Global Footprint Network ermittelt, war die Menge an regenerativen Ressourcen, die der Planet jährlich bereitstellen kann, verbraucht – von da an folgte Substanzverzehr bis Silvester. Jede Firma ginge bei dieser Bilanz pleite.
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| WACHSTUM FÜR ARBEIT UND UMWELT

Von Kai Burmeister und Wolfgang Rhode

Die Sinnfrage des Wirtschaftswachstums gewinnt an Gewicht. Vier von fünf Deutschen meinen: Wachstum ist nicht alles! Gerade nach einer Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine Verständigung über Sinn und Zweck des Wirtschaftens nötig. Nachdem die Finanzmärkte kollabierten, gaben sich die Eliten zwar für kurze Zeit nachdenklich, doch aufgearbeitet und wirklich verändert wurde erschreckend wenig. Die Gewerkschaften müssen für einen Kurswechsel in Betrieb und Gesellschaft streiten. Sich angesichts des beschäftigungspolitisch glimpflichen Krisenverlaufs zurückzulehnen, wäre ein schwerer strategischer Fehler. 
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| CHINAS TECHNOKRATISCHER GREEN NEW DEAL

Von Stefan Schmalz

China gilt als ein Land, das sich wenig um die Umwelt schert. Die Regierung der zweitgröß- ten Volkswirtschaft setze auf einen einseitigen Wachstumskurs, ignoriere internationale Vereinbarungen und blockiere globale umweltpolitische Regulierungsbemühungen. Für diese Position werden verschiedene Argumente ins Feld geführt: Das Land ist zum größten CO2-Produzenten weltweit aufgestiegen. Die Mehrzahl der 20 Städte mit der schlechtesten Luftqualität befinden sich in China. Die großen Flusssysteme sind derart verschmutzt, dass das Wasser in über der Hälfte von ihnen als ungeeignet für den menschlichen Verbrauch gilt (Wen 2006, 112ff).
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| GLOBALE KRISE UND ENTWICKLUNG IN CHINA

Von Ho-Fung Hung

Die US-Subprime-Krise und die anschließende globale Rezession führten zu vielen Spekulationen über einen Abstieg der USA als dominanter Weltwirtschaftsmacht. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers wurde vereinzelt der endgültige Triumph des ostasiatischen und vor allem des chinesischen Entwicklungsmodells verkündet. Kommentatoren aus dem US-Establishment sahen im Großen Crash von 2008 den Katalysator einer Verschiebung des Zentrums des globalen Kapitalismus von den USA nach China.
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| VERNICHTENDES WACHSTUM

Von Amit Bhaduri

DAS INDISCHE ENTWICKLUNGSMODELL

Reichtum erzeugt Macht. Wenn es darum geht, wie der Reichtum einer Gesellschaft für ihre Entwicklung eingesetzt wird, stört sich diese Macht wenig an unbequemen Tatsachen. Es gibt die Vorstellung, dass der durch die Subvention großer Konzerne und Banken geschaffene Reichtum später für fortschrittliche Haushaltspolitiken verwendet werden kann.
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| SCHRUMPF ODER STIRB?

Von John Bellamy Foster

Jüngst haben führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neun »Grenzwerte« für unseren Planeten aufgestellt. Drei von ihnen – für Klimawandel, Artenvielfalt und den Stickstoffkreislauf – sind bereits überschritten, während wir uns anderen, etwa für Frischwasserverbrauch und die Übersauerung der Weltmeere, stetig nähern. Ökologisch gesehen hat die Wirtschaft eine unheimliche Größe und Aufdringlichkeit entwickelt. Sie sprengt die planetarischen Grenzwerte und stört die biogeochemischen Kreisläufe des Planeten. In Folge dessen ist das Wirtschaftswachstumsparadigma der Moderne wieder einmal in die Kritik geraten.
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| DIE INDUSTRIALISIERTE WELT SCHRUMPFEN

Von Leida Rijnhout

Es gibt eine Reihe von Gewissheiten im Leben: 1 | Wir haben nur einen Planeten, folglich sind 2 | unsere natürlichen Ressourcen begrenzt; 3 | alle wirtschaftliche Aktivität erfordert natürliche Ressourcen, und daher ist 4 | wirtschaftliches Wachstum nicht endlos fortsetzbar. Die meisten Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft betonen trotzdem, dass ökonomisches Wachstum nötig sei, um die Probleme dieser Welt zu lösen.
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