| Vom langen Ende der Friedensforschung

Von Werner Ruf

… und wie ihr Gesellschaftskritik abhanden kam

Debatten über Krieg und Frieden sind nicht allein von geopolitischen Interessenkonstellationen und Konfliktlagen beeinflusst, sondern ebenso von der gesellschaftlich organisierten Wissensproduktion zu diesen Fragen – in erster Linie an Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten. Aus dieser Einsicht gründeten eine Reihe kritischer WissenschaftlerInnen 1968 die Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) mit dem Ziel, die Friedensforschung als eigenständige akademische Disziplin zu etablieren. Das Ziel wurde erreicht, der Inhalt jedoch über die Jahre radikal verändert: Statt um Gesellschaftskritik geht es heute um Konfliktmanagement.
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| »…sich nicht zu beteiligen!«

Von Nicole Gohlke

Zivilklauseln in der Wissenschaft

Der neoliberale Umbau der Hochschulen und ihre chronische Unterfinanzierung rufen immer mehr private Forschungsförderung auf den Plan – dies gilt auch für Rüstungskonzerne. Durch Auftragsforschung, von Unternehmen gestiftete Lehrstühle und gemeinsame Institutionen wird eine akademische Unterstützung militärischer Aufrüstung organisiert und letztlich Kriegsführung befördert.
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| Ebola als Brennglas

Von Andreas Wulf

Soziale Infrastruktur als Lösung

Über die strukturellen Ursachen der Virusepidemie in Westafrika

Der aktuelle Ebola-Ausbruch in Westafrika ist die größte Epidemie seit der Entdeckung des Virus im Jahr 1976. Ebola war lange Zeit eine exotische, selten und begrenzt auftretende Erkrankung in wenigen ländlichen Gebieten im tropischen Afrika. Nun ist daraus eine dramatische Krise geworden, von der vor allem drei Länder besonders stark betroffen sind: Guinea, Liberia und Sierra Leone. Wer wissen will, wie das passieren konnte, kommt um einen Blick auf den gesellschaftlichen Kontext nicht herum:
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| Aufarbeitung – Fehlanzeige

Interview mit Shreen Abdul Saroor

Gespräch über die allgegenwärtige Gewalt gegen Frauen in Sri Lanka

Du hast einen Sammelband »Unsere Kämpfe – unsere Geschichten« herausgegeben, der Geschichten von Frauenrechtsaktivistinnen im tamilischen Teil Sri Lankas zusammenträgt. Kannst du die Auswirkungen des langen Bürgerkrieges auf die Situation von Frauen beschreiben?

Der 30 Jahre dauernde Krieg in Sri Lanka hat dazu geführt, dass Frauen viele Aufgaben jenseits traditioneller Rollenzuschreibungen übernommen haben. Sie waren Teil der Befreiungsbewegung, schlossen sich den tamilischen Rebellen, den Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) an, waren Frontkämpferinnen.
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| Drohnenkriege

Von Norbert Schepers

Warum Big Data tödlich sein kann

Kampfdrohnen sind zu einem vielbeachteten Phänomen geworden. Ihr kriegerischer Einsatz reicht bis zum Ersten Weltkrieg zurück, als unbemannte Doppeldecker mit tödlicher Bombenfracht (Kettering Bug) zum Einsatz kamen. Ihren Durchbruch erlebten die Drohnen, als nach den Debakeln der Weltmächte in Vietnam und in Afghanistan asymmetrische Konflikte zunahmen und der Fortschritt in der Informationstechnik die Steuerung und Datenauswertung nahezu in Echtzeit ermöglichte. Mit dem ›globalen Krieg gegen den Terrorismus‹ nach 9/11 verlor die Drohnentechnologie endgültig ihr Nischendasein. Der Einsatz ferngesteuerter und unbemannter Fluggeräte veränderte das Gesicht der modernen Kriegsführung. Ein neues Wettrüsten ist in Gang gesetzt, in dem relativ unabhängig agierende Killerroboter entwickelt werden. Internationale Institutionen und Normen sowie humanitäre Rechtsordnungen erodieren beschleunigt unter dem Druck der automatisierten Kriegsführung.
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| Mit Sicherheit mehr Verantwortung?

Von Corinna Hauswedell

Die vertrackte Geschichte zweier Diskurse

Noch bevor der Terror des Islamischen Staats (IS) Schlagzeilen machte und der Westen in der Ukraine-Krise gegen Russland in Stellung ging, war die Diskussion über eine neue deutsche Außenpolitik eng mit dem Begriff ›Verantwortung‹ verbunden. Wobei mehr Verantwortung zu übernehmen, allzu häufig mit verstärktem militärischen Engagement konnotiert wurde. Eine beachtliche Anzahl von Beiträgen auf einer Webseite des Auswärtigen Amtes Review 2014 – Außenpolitik Weiter Denken beschäftigt sich inzwischen mit den Ambivalenzen dieses Diskurses. Dennoch: Wenn moralische Argumente für eine Neuordnung politischer Konzepte allzu vehement bemüht werden, ist meistens etwas faul im Staate.
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| »… als gehe es um die Wahl zwischen zwei Zivilisationen«

Interview mit Vladimir Ischchenko

Gespräch über Brüche und Perspektiven in der Ukraine

Gut ein Jahr liegt der Beginn der Proteste auf dem Maidan zurück. Sie bildeten den Ausgangspunkt für den Sturz Janukowitschs. Seitdem hat sich die politische Krise in der Ukraine verschärft, ein Ende des Bürgerkrieges mit seinen globalen Auswirkungen ist nicht in Sicht. Vladimir Ischchenko spricht über die Hintergründe des Konflikts.
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| BRICS: Aufstieg des Südens oder Neuordnung der Eliten?  

Von Achin Vanaik

Der Zusammenbruch des Ostblocks und die wirtschaftspolitische Wende Chinas haben erstmals zu einer genuinen kapitalistischen Weltordnung geführt. Die wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten Chinas und der ASEANStaaten haben zur Folge, dass sich der Schwerpunkt der Weltwirtschaft verlagert hat beziehungsweise in Kürze verlagern wird: weg von den beiden Seiten des Atlantiks, wo er annähernd 500 Jahre zu verorten war, und hin zum Pazifik. Lässt man Ostasien einmal beiseite und betrachtet nur Indien, dann zeigt sich, dass dort seit den 1980er Jahren eine ansehnliche jährliche Wachstumsrate von fünf bis sechs Prozent verzeichnet wurde; nach 2003 ist diese auf etwa acht Prozent angestiegen, um dann aufgrund der ›Großen Rezession‹ von 2008 bis 2011/12 wieder zurückzugehen.
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| Fracking, Freedom, Freihandel

Von Malte Daniljuk

USA: treibende Kraft einer neuen Weltenergieordnung?

In den vergangenen Jahren veränderte sich das Umfeld der Europäischen Union radikal. Auf die wirtschaftlichen Krisen folgte eine aggressive Neuformulierung transatlantischer Identität, die sich vor allem gegen Russland richtet. In den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sowie in strategischen Regionen Afrikas breiten sich Bürgerkriege aus. Für eine systematische Einordnung der aktuellen Umbrüche lohnt sich ein Rückblick auf einen Eckpunkt internationaler Beziehungen: die Energiepolitik. Die aktuellen Krisen und Kriege lassen sich zwar nicht darauf reduzieren, aber sie lassen sich nur richtig einordnen, wenn man sie als Teil einer umkämpften und sich stark verändernden Weltenergieordnung versteht (vgl. Klare 2014).
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| American Decline?

Von Ingar Solty

Handelsabkommen und neue Kriege

Seit der globale Kapitalismus ins Austeritätszeitalter eingetreten ist, konkurrieren nationale Wettbewerbsstaaten um Verwertungsbedingungen: eine Wachstumsstrategie, die letztlich darauf hinausläuft, die eigenen sozialen und ökonomischen Kosten den Nachbarstaaten aufzubürden. Im Fall der USA führt dieser Übergang zu einer Strategie der inneren und äußeren Abwertung (von [Lohn-]Kosten und Wechselkursen) zu einer Verstärkung der aggressiven Tendenzen in der US-Außen- und Geopolitik. Angesichts der zunehmenden Kriegsmüdigkeit in den USA bedeutet dies einen Entdemokratisierungsschub im Inneren: eine Zentralisierung von Entscheidungskompetenzen im Amt des Präsidenten, gerade in Bezug auf die Außenpolitik.
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