| Kollektive Kreativität

Von Mario Candeias

Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse im digitalen Kapitalismus

Die Debatte um Industrie4.0 und das neue Maschinenzeitalter wird meist technizistisch verkürzt geführt. In sozio-technischen Systemen ist nach wie vor menschliche Arbeit die wichtigste Produktivkraft. Ihre Stellung verändert sich jedoch. Marx erahnte in Grundrisse eine Entwicklung, in der der Arbeiter »neben den Produktionsprozess« tritt, »statt sein Hauptagent zu sein« (MEW 42, 601). Er wird zum »Wächter und Regulator« (ebd.).
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| Die Welt Hacken

Von Markus Euskirchen

Warum Hacktivismus ein Einstiegsprojekt ist

Kämpfe auf analogem wie digitalem Terrain lassen sich entlang ihrer unbewussten oder bewussten strategischen Ausrichtungen gruppieren. Auf dem Feld der Internet- und Kommunikationstechnologie erstrecken sich diese zwischen den Polen Verweigerung und subversive Affirmation. Die Verweigerung steht in der Kontinuität etwa feministischer Technikkritik oder auch radikaler (ökologischer) Wachstumskritiken, die technischen Fortschritt untrennbar mit ressourcenfressenden und lebenszerstörenden Wachstumsraten identifizieren (vgl. etwa Ullrich 1979).
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| Die Black Box knacken

Interview mit Frank Pasquale

Gespräch über Algorithmen, Kontrolle und Transparenz

Viele Leute realisieren überhaupt nicht, wie weitreichend Algorithmen in ihr alltägliches Leben eingreifen – einer Studie des MIT zufolge wissen sie nicht einmal, dass ihre Facebook-Timeline so gesteuert wird. Was genau sind eigentlich Algorithmen?

Algorithmen können wir als gestaffelte, aufeinander aufbauende Verfahren verstehen, um ein Problem zu lösen beziehungsweise Input in Output zu wandeln.
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| Upgrade für die Linke

Von Halina Wawzyniak

Auch wenn es wie ein Allgemeinplatz klingt: Die Digitalisierung verändert alles. Es gibt kaum einen Lebens- und Politikbereich, der nicht von ihr betroffen ist. Daher steht die LINKE vor der Aufgabe, auch im Zeitalter der Digitalisierung Lösungen zu finden, bei denen Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Ökologie, des Friedens und der Freiheit zusammengedacht werden. Zudem muss es ihr im Sinne ihrer eigenen Zukunft gelingen, Antworten zu entwickeln, die den technischen Anforderungen der Gegenwart entsprechen.
Dies kann nicht allein Aufgabe von NetzpolitikerInnen sein. Vielmehr muss die fortschreitende Digitalisierung endlich als ein Querschnittsthema begriffen werden, das alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt und damit die gesamte Fraktion und Partei angeht – eine scheinbare Selbstverständlichkeit, die jedoch nicht immer gegeben ist. Im Folgenden skizziere ich einige der zentralen Herausforderungen der Digitalisierung und des Internets, die es gemeinsam zu bewältigen gilt.
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| Wege zum Infrastruktursozialismus

Von Bernd Riexinger

Für ein Neues Normalarbeitsverhältnis

Der neue Schub der Digitalisierung könnte zu weitreichenden Umbrüchen in der Arbeit und im Alltagsleben führen. Oft wird dies eher als Bedrohungsszenario diskutiert (vgl. Krämer in diesem Heft). Die deutliche Steigerung der Arbeitsproduktivität und neue Formen der Produktion können aber auch Chancen eröffnen für ein stärker selbstbestimmtes Arbeiten und Leben, für eine sozial gerechtere und ökologische Gestaltung der Wirtschaft – und für neue Formen der Demokratie, die Alltag und Arbeit einschließen. Nur eines ist sicher: Von sich aus wird die technologische Entwicklung nicht zur Emanzipation führen.
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| Arbeitspolitik für Weltänderer

Von Christoph Spehr

Zwischen digitaler Arbeit und Sozialismus 4.0

Industrie 4.0 ist ein deutscher Begriff für eine sehr deutsche Art und Weise, den Umbruch zu sehen. Der Übergang zu neuen cyberphysischen Maschinen, in denen digitale Steuerung, Datenaufnahme durch Sensoren und dezentrale künstliche Intelligenz zusammenkommen, wird vorrangig als Modernisierungsstrategie für die Fabrik begriffen. Regale entlang der Fertigungslinie, die selbst Nachschub bestellen, bevor sie leer sind; Kontrollsysteme, die Teile auswechseln, bevor sie kaputtgehen; Werke, in denen im Minutenabstand Autos vom Band laufen, die einzeln nach den Kundenwünschen konfiguriert sind.
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| »Wir sind die Borg!«

Von Dagmar Fink

CYBORGS QUEER GELESEN

»Wir sind die Borg! Deaktivieren sie ihre Schutzschilde und ergeben sie sich. Wir werden ihre biologischen und technologischen Charakteristika den unsrigen hinzufügen. Ihre Kultur wird sich anpassen und uns dienen. Widerstand ist zwecklos!« (Das Borg-Kollektiv in Star Trek: First Contact)

Mit körperloser Maschinenstimme fordern die Borg, das schreckenerregende kybernetische Kollektiv, die bösesten der Bösen, im Film Star Trek: First Contact (USA 1996) die vorwiegend menschliche Besatzung der Enterprise auf, sich zu ergeben.
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| »Alles was du brauchst, ist ein smartphone«

Von Vassilis S. Tsianos

Migration und die Mobile Commons

MigrantInnen, soviel wissen wir mittlerweile, sind medial gut vernetzt: Handys und Social Media gehören ebenso zur Erfahrung der ›Balkanroute‹ wie Grenzzäune und Robocops. Mediale Konnektivität ist, auch unter asymmetrischen Machtbedingungen, nicht nur potenziell mobilitätssichernd, sondern lebensrettend. In diesen umkämpften transnationalen Räumen stellen diese mobile commons eine wichtige Ressource für MigrantInnen dar.
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| Die »Kalifornische Ideologie« und die Linke

Von Nina Scholz

Der Spiegel fragte neulich in einem Leitartikel seine Leser: »Das Morgen-Land: Im Silicon Valley formt sich eine neue Elite, die nicht nur bestimmen will, was wir konsumieren, sondern wie wir leben. Sie will die Welt verändern und keine Vorschriften akzeptieren. Müssen wir sie stoppen?« Auch das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben schon früh vor einer Netzeuphorie gewarnt und sich kritisch mit der sharing economy, einem wichtigen Phänomen der »kalifornischen Ideologie« befasst.1 In der deutschen Linken dagegen scheint das Thema verspätet und auch noch nicht in seiner ganzen Reichweite angekommen zu sein.
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| Rationale Diskriminierung

Von Stefan Selke

oder: die Ausweitung der sozialen Kampfzone durch Lifelogging

Lifelogging – zur Relevanz eines Booms

Lifelogging, also die digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung, spiegelt den Zeitgeist perfekt: Nach einer Studie von Yougov können sich 32 Prozent der BundesbürgerInnen vorstellen, gesundheitsbezogene Daten an Krankenversicherungen weiterzuleiten, um Vorteile zu erhalten. Jede/r fünfte Befragte zieht die digitale Vermessung der eigenen Kinder in Betracht.1
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