| Alle Artikel von Anne Steckner

| ABC der Transformation: Stichwort: gesellschaftliche Partei/verbindende Partei

Dezember 2019
Mario Candeias, Lia Becker, Anne Steckner und Janek Niggemann

Parteien sind für viele längst keine attraktiven Orte mehr für politisches Engagement. Viel eher wird ein zivilgesellschaftliches Engagement in Bürgerinitiativen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder losen (sozialen) Netzwerken gesucht. Doch mit Gramsci gesprochen, sind wir alle „Partei“ – niemand ist „parteilos“. Selbst wenn ich mich nicht für Politik im landläufigen Sinne interessiere, ergreife ich in der Praxis (wenn auch nicht im Bewusstsein) stumm Partei für die bestehenden Verhältnisse, wenn ich nichts am Bestehenden verändere.
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| »… wohin die Reise geht«. Öffentliche Investitionen im Gepäck: das Rucksack-Modell

November 2018
Von Anne Steckner

Ungeachtet der brutalen Abschottungsversuche der «Wohlstandszonen» in Europa findet Migration statt. Zwar ist das «Recht zu bleiben» essenziell. Doch die nachhaltige Beseitigung der Ursachen von Flucht und Vertreibung ist unter den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen zeitnah nicht zu erreichen. Ohnehin machen Menschen sich auf den Weg, migrieren, seit eh und je, ob freiwillig oder erzwungenermaßen. Die Gründe dafür sind divers und individuell sehr unterschiedlich. Deswegen braucht es Konzepte, die die notwendigen Bedingungen in den Aufnahmegesellschaften herstellen und zugleich die Freizügigkeit der Migrant*innen ermöglichen – damit Migration weder zu verschärfter Konkurrenz führt, noch Migrant*innen zwischen den Ländern in Europa hin- und hergeschoben werden.
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| Liebe, Ex und Zärtlichkeit. Familie von links erobern

September 2018
Von Anne Steckner

Familie lässt niemanden kalt. Familie verbinden viele mit Geborgenheit, Zuwendung, Intimität und Gebrauchtwerden. Wenn alle Stricke reißen, gibt es ja die Familie: der wichtigste Lebensbereich. Doch die Wirklichkeit ist widersprüchlich. Familie bedeutet im Alltag oft die Quadratur des Kreises, das getaktete Leben unter Zeitdruck. Viele Bedürfnisse wollen unter einen Hut gebracht werden, nicht selten überwiegen Erschöpfung und Überforderung. Immer wieder scheitern Beziehungen am überhöhten Bild von Familie und romantischer Liebe. Für manche ist Familie auch ein Gefängnis, ein Ort von Leid oder Gewalt, übrigens der gefährlichste Ort für Frauen und Kinder.

Dessen ungeachtet steht die Kleinfamilie hierzulande weiterhin hoch im Kurs, wirkt bis in die Zukunftsträume hinein (vgl. Haug 2017, 480ff). Wenig überraschend, ist doch die ganze Gesellschaft nach diesem Modell organisiert: rechtlich, sozialstaatlich, in der Architektur, in Pädagogik und Psychologie. Auch Kinderbücher und Unterhaltungsindustrie kennen kaum andere Formen des verbindlichen Zusammenlebens.
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| “Asys[1] go home!” Canvassing as a Strategy Against Division

Oktober 2017
by Anne Steckner

The current debate about immigration is polarized and racially charged. The political right is successful at presenting the pending challenges of an immigration society as a relation of competition and a conflict of distribution between “us Germans” and “the immigrants”. By posing the social question along ethnic lines, they connect with extant modes of thinking and present supposed solutions: the community of natives with corresponding preferential rights for the well-established. Interwoven with this narrative is the neoliberal tale of personal success, available to everyone, if he or she just properly strives for it.
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| GEIZ IST GAR NICHT GEIL. ÜBER KONSUMWEISEN, KLASSEN UND KRITIK

Oktober 2017
Von Mario Candeias und Anne Steckner

Angesichts der Übernutzung natürlicher Ressourcen, immenser Abfallproduktion und fortschreitender Zerstörung der ökologischen Grundlagen des Planeten ist Konsumkritik en vogue. Allenthalben wird der Wahnsinn der Wachstumsgesellschaft und des Massenkonsums beklagt. Gehör verschaffen sich vor allem mahnende Stimmen aus dem wertkonservativen und dem grünbürgerlichen Lager. Jeweils exemplarisch hierfür stehen der Ökonom Meinhard Miegel und der Sozialpsychologe Harald Welzer. Beide Autoren treffen einen Nerv der Zeit. In ihrer Argumentation finden sich kulturpessimistische, neo- liberale und kapitalismuskritische Versatzstücke einer Kritik, die Probleme benennt, Bedrängnis anspricht und Sehnsüchte aufgreift. Zugleich bieten sie ein verkürztes Verständnis von Konsum und Bedürfnisbefriedigung, weil sie Klassenverhältnis- se nicht bedenken und häufig moralisch statt politisch argumentieren. Konsum aber ist eine Klassenfrage.1
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| The Class Question at the Checkout Counter. CONSUMPTION, CLASS, CRITIQUE

September 2017
by Mario Candeias and Anne Steckner

In view of the overexploitation of natural resources, the immense generation of waste, and the ongoing destruction of the planet’s ecological foundations the critique of consumerism is in vogue. On all sides there is criticism of the madness of the growth society and mass consumerism. The dominant critique has come from the social conservative and green bourgeois camps. The economist Meinhard Miegel and the social psychologist Harald Welzer, respectively, can be taken as exam- ples. Both capture the contemporary mood. In their arguments we find the elements – cultural-pessimist, neoliberal, and critical of capitalism – that name the problems, address the distress, and capture people’s desires. But they offer a limited understanding of consumption and the satisfaction of needs, because they do not consider class relations and often argue moralistically instead of politically. Consumption, however, is a class issue.[1]
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| »Die Asys müssen weg!«

April 2017
Von Anne Steckner

Haustürbesuche als Strategie gegen die Spaltung

Die gegenwärtige Debatte um Migration ist polarisiert und rassistisch aufgeladen. Den Rechten gelingt es, anstehende Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaft als Konkurrenzverhältnis und Verteilungskonflikt zwischen ›uns Deutschen‹ und ›den Einwanderern‹ darzustellen. Indem sie die soziale Frage ethnisiert stellen, schließen sie an vorhandene Denkweisen an und präsentieren vermeintliche Lösungen:
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| Prekär schreiten wir voran? Acht Thesen zu offenen strategischen Problemen

April 2015
Von Mario Candeias und Anne Steckner

»Wir haben’s richtig gemacht. Seht doch, wie es dem Rest Europas ergeht.« Das grimmige Märchen vom erfolgreichen Krisenmanagement der deutschen Regierung sichert relativ breite Zustimmung in der Bevölkerung. Noch. Bei einigen ist es die Hoffnung, es werde schon nicht so schlimm werden, andere halten still aus Angst. Trotz diffuser Unsicherheit, rasant wachsender Ungleichheit und der Verfestigung sozialer Spaltungen bleibt noch genug, um durchzukommen. Wenngleich sich Prekarisierung nicht mehr im selben Tempo ausbreitet wie in den vergangenen 20 Jahren, sind Unsicherheit, Erschöpfung und Hamsterrad alltägliche Begleiter geworden. Wer lange Zeit arbeitslos ist, bleibt es. Die Zahl der von Armut Betroffenen hat sich auf ein Viertel der Bevölkerung erhöht. Wohnraum zu bezahlbaren Preisen wird nicht nur in den Metropolen zum Megaproblem. Zukunftsperspektiven sind für viele unsicher – alles keine Randgruppenphänomene: Die Angst vor dem Abstieg wirkt auch in den vermeintlich abgesicherten Milieus.
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| Neugründung Europas? Strategische Orientierungen

April 2014
Von Mario Candeias, Lukas Oberndorfer und Anne Steckner

Europa ist mehr als die Europäische Union und die EU mehr als ihre neoliberale und zunehmend undemokratisch-autoritäre Gestalt. Doch ist Letztere die gegenwärtig existierende. Simple Bekenntnisse zu Europa oder gar ›mehr Europa‹ verfehlen den zu Recht skeptischen Alltagsverstand. Immer wieder wurde die europäische Ebene als Hebel genutzt, um Sozial- und Arbeitsrechte auszuhöhlen sowie Kapital- und Marktlogik zu stärken – und zwar nicht erst seit der Krise 2008, sondern spätestens seit dem Mitte der 1980er Jahre forcierten Projekt des europäischen Binnenmarktes.
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