| ABC der Transformation: Reproduktive Gerechtigkeit

Von Hannah Schurian

In den letzten Jahren sind weltweit hunderttausende Feminist*innen für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche auf die Straße gegangen. Die Pro-choice-Bewegungen erneuern die jahrzehntealte feministische Forderung nach körperlicher Selbstbestimmung und Autonomie und bestehen auf individueller Wahlfreiheit. Jede Frau soll das Recht haben, ihre eigene Entscheidung zu treffen – ein Recht, das von konservativen und rechten Kräften immer wieder neu angegriffen wird. Auch wenn dieser Kampf wichtig und notwendig ist, muss er perspektivisch erweitert werden.
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| Personalnot im Krankenhaus: Warum gegen die jahrzehntelange Misere nur eine neue Personalbemessung hilft

Von Volker Gernhardt

Der aktuelle extreme Mangel an Pflegekräften, die resultierenden Bettensperrungen und die immer wieder regional aufflammenden Streiks von Pflegekräften mit dem Ziel bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen, sind nichts Neues in der gesundheitspolitischen Landschaft Deutschlands. Bessere Arbeitsbedingungen sind eng verknüpft mit festen, nachvollziehbaren Stellenschlüsseln für die stationäre Pflege. Diese wurden bereits 1993 einmal erfolgreich mit Inkrafttreten der PPR (PflegePersonalRegelung) durchgesetzt, nach kurzer Zeit aus finanziellen Gründen ausgesetzt und werden heute in einer überarbeiteten, aktualisierten Fassung als PPR 2.0 angestrebt.
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| „Es wird jetzt mehr als deutlich, dass Krankenhäuser nicht nach Profit funktionieren“

Gespräch mit Ellen Ost

Seit der Coronakrise blicken alle Augen auf die Situation in den Krankenhäusern, die allerdings schon vorher nicht besonders gut aussah. Die jahrelangen Warnungen von Pflegekräften wurden ignoriert, Personalmangel und Zeitdruck hingenommen. Jetzt werden die Krankenhäuser noch dringender gebraucht als zuvor – und obwohl die Beschäftigten ihr Bestes geben, ist die Personalsituation angespannt. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) habt ihr Euch in dieser Situation entschieden, einen offenen Brief an die Klinikleitung und die landespolitisch Verantwortlichen zu verfassen. Warum?
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| Wiedergelesen: Die Frauen und der Umsturz der Gesellschaft

Von Mariarosa Dalla Costa

In unserer Reihe Wiedergelesen dokumentieren wir diesmal einen zentralen Text der italienischen Feministin Mariarosa Dalla Costa aus dem Jahr 1972, der erheblichen Einfluss auf die internationale Diskussion über Hausarbeit im Kapitalismus hatte. Im Deutschen erschien die Übersetzung durch „Genossinnen aus dem Frauenzentrum Berlin“, 1973 beim Merve-Verlag als Teil 36 der Reihe „Internationale Marxistische Diskussion“.
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| Die Linke ist feministisch oder sie ist nicht

Gespräch mit Barbara Fried über das Feminist Futures Festival

Vom 12. bis 15. September findet in der Zeche Zollverein in Essen, einem ehemaligen Kohleförderstandort und heutigem Kulturzentrum im Herzen des Ruhrgebiets, ein feministisches Festival statt. Es werden über Tausend Teilnehmer*innen aus 40 Ländern erwartet. Das Festival wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit dem Netzwerk Care Revolution und dem Konzeptwerk Neue Ökonomie organisiert. An vier Tagen gibt es Kulturveranstaltungen, Trainings, Vernetzungstreffen, Podien und eine große Zahl an Workshops. Barbara Fried ist eine der Initiator*innen des Events.
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| Wiedergelesen: Hausarbeit neu gedacht

Von Lise Vogel

Der vorliegende Text ist aus dem Buch »Marxismus und Frauenunterdrückung« von Lise Vogel, das 36 Jahre nach seiner Veröffentlichung im Englischen im Oktober 2019 im UNRAST Verlag erscheinen ist. Vogel schrieb diesen Nachtrag im Jahr 2000 als Erweiterung und Überarbeitung ihrer Theorisierung der Reproduktionsarbeit.[1]

Von den späten 1960er Jahren bis in die 1970er hinein versuchten sozialistische Feministin­nen, unbezahlte Familienarbeit von Frauen innerhalb eines Rahmens marxistischer politischer Ökonomie zu analysieren.[2] Sie hofften, dass eine solche Analyse als Grundlage für ein Ver­ständnis der unterschiedlichen Stellungen von Frauen als Mütter, Familienmitglieder und Ar­beiterinnen und damit für eine materialistische Analyse der Frauenunterdrückung dienen könne.
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| »No justice, no choice«. Was sexuelle Selbstbestimmung mit reproduktiver Gerechtigkeit zu tun hat

Von Hannah Schurian

Um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, das elementar ist für die Selbstbestimmung von Frauen, wird in Deutschland so heftig gestritten wie seit Jahrzehnten nicht. Konservative und rechtsautoritäre Kräfte blasen zum Angriff auf die Errungenschaften der Frauenbewegung und wollen das Rad der Geschichte zurückdrehen. Dabei ist der Status quo aus feministischer Sicht höchst unbefriedigend: Abtreibungen sind nach wie vor nur bedingt straffrei und werden gezielt tabuisiert (vgl. Cahoon 2018) – die Chance auf eine rechtliche Verbesserung wurde mit der Neuregelung des § 219 gerade wieder vertan.
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| Eine feministische Internationale. Wie sich Frauen* über Grenzen hinweg organisieren

Von Kerstin Wolter und Alex Wischnewski

Die Bilder des 8. März 2018 in Spanien lösten in ganz Europa Staunen und Begeisterung aus. Es waren mehrheitlich Frauen und Queers jeden Alters, die die Straßen in lila Ströme verwandelten, Universitäten besetzten, Versammlungen abhielten und fröhlich singend öffentliche Verkehrsmittel stoppten. Rund fünf Millionen beteiligten sich im ganzen Land an einem feministischen Streik. Bezahlte wie unbezahlte Arbeit wurde niedergelegt. Damit war es nicht nur die größte feministische Mobilisierung, sondern auch der größte Streik, den Europa bis dato gesehen hatte (Lorey 2019).
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| Innere Kolonien. Care als Feld einer »neuen Landnahme«

Von Tove Soiland

Neoliberalismus ist mehr als die Privatisierung von Bahn, Strom und Post. Ebenso wenig kann er auf die Deregulierung von Arbeitsmärkten, die globale Handelsliberalisierung und die damit verbundene Dominanz des Finanzkapitals reduziert werden. Der Neoliberalismus ist auch und vielleicht sogar vorrangig eine fundamentale Restrukturierung der Art und Weise, wie Menschen sich reproduzieren müssen. Angesichts der heute weltweit sich mehrenden Proteste von Frauen, die zu Generalstreiks aufrufen (vgl. LuXemburg 2/2018), stellt sich für eine linke Politik die Frage, ob sich gegenwärtig nicht genau hier die wichtigsten antikapitalistischen Kämpfe formieren.


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| Wisch und weg? Welche Chancen bietet die Online-Plattform Helpling für eine gerechtere Verteilung von Hausarbeit?

Von Lisa Bor

Online-Plattformen, auf denen Dienstleistungen gegen Entlohnung angeboten werden, etablieren sich spätestens seit der kommerzialisierten Zimmervermittlung AirBnB als Geschäftsmodelle. Sie betonen in ihrem Marketing das sharing, also das Teilen von Gütern und den Tausch, verfolgen aber klare Gewinninteressen. Das Unternehmen Helpling ist Teil dieser neuen digitalen Plattformökonomie. Die Website des internationalen Start-Ups mit Sitz in Berlin wurde 2014 von zwei IT- und Wirtschaftsingenieuren gegründet, deren Hauptgeschäft die Vermittlung von Putzkräften ist, die meist von privaten Haushalten oder kleinen Büros gebucht werden.
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