| Child Care Crisis

Von Sabine Hattinger-Allende

Kinder, Politik und Transformation

»Kinder sind unsere natürlichen Feinde.
Wenn es sie nicht gäbe,
so wäre die Menschheit längst in unserer Gewalt.
Wir brauchen jede Stunde, Minute, Sekunde
der gesamten Menschheit.«
Die grauen Herren in »Momo« von Michael Ende

Wer das Kinderbuch Momo noch kennt, weiß, dass es darin um einen Kampf um Gemeinsamkeit, Zeit und Lebendigkeit geht. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das gut zuhören und gut spielen kann. In Momos Welt treiben graue Herren die Menschen dazu, Zeit zu sparen und all ihr Tun der reinen Produktivität unterzuordnen. Was dabei verloren geht, ist gegenseitige Sorge und lustvolles Leben, Spielen und Arbeiten.
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| Kein Warten auf Godot

Von Dieter Schlönvoigt

Plädoyer für eine linke politische Bildungspraxis

Estragon: Komm wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ach ja.
(Warten auf Godot, Samuel Beckett)

Alle gesellschaftlichen Phänomene existieren, weil sie Menschen machen. Auch der Kapitalismus. Die Linke ist genauso Teil des Problems und hat kein Recht, die Dinge aus einer Mondperspektive abwartend zu betrachten.
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| Kein Liebesdienst für die gute Sache

Von Miriam Pieschke

Warum kritische Bildung gute Bedingungen braucht

»Nicht existenzsichernd.« So beschrieb Bernd Wittich (2007) die Einkommen von DozentInnen der politischen Bildung. Die Arbeitsbedingungen von soloselbständig Lehrenden haben aber nicht nur Konsequenzen für deren Lebensgestaltung, sie gefährden auch das Potenzial von emanzipatorischer Bildung als Teil eines hegemoniekritischen Projekts.
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| Das Politische der Bildung

Von David Salomon

Fallstricke kritisch-emanzipatorischer Bildungsarbeit

Ein zentrales Problem beim Reden über kritisch-emanzipatorische Bildung besteht darin, dass hier drei Begriffe zusammengeführt werden, die schon deshalb dubios sind, weil sich kaum jemand finden lässt, der das durch sie Bezeichnete ablehnt. Kritik, Emanzipation und Bildung sind »Fahnenwörter«, wie der Linguist Clemens Knobloch bemerkt, also Floskeln, die etwas bezeichnen, das man gut finden soll.
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| Strategisches Lernen

Von María do Mar Castro Varela

 

»I came to theory because I was hurting –
the pain within me was so intense that I could not go on living.
I came to theory desperate, wanting to comprehend –
to grasp what was happening around me.
Most importantly, I wanted the hurt go away.«
(hooks 1994, 59)

An einer Stelle ihres Werkes bemerkt die postkoloniale Theoretikerin Gayatri Chakravorty Spivak, dass es darum gehen müsse, Privilegien als einen Verlust zu betrachten. Dies dreht die Vorstellung um, dass es vor allem darum gehe, Privilegien abzugeben und/oder sich dieser zu schämen. Die Idee, Privilegien als Verlust zu betrachten, erkennt, dass diese, bleiben sie unreflektiert, das kritische Denken vernebeln und die Imaginationshorizonte einschränken.
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| Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Von Julika Bürgin

Emanzipatorische Bildung in der Krise Ihrer Voraussetzungen

Emanzipatorische Bildung zieht ihre Energie aus emanzipatorischen Bewegungen und Praktiken. Sie ist stark in Zeiten starker Demokratie, in denen der Demos um Demokratisierung kämpft. Aus der politischen und sozialen Praxis (die im besten Falle selbst Bildungsprozesse ermöglicht) entstehen Fragen, die aufzuklären sind. Die Praxis bringt Menschen zusammen, die miteinander etwas klären wollen, um etwas zu bewegen. Greifbare Ziele und die Aussicht auf ihre Verwirklichung machen die Anstrengungen von Bildung lohnenswert.1

Und heute? Die gesellschaftlichen Voraussetzungen emanzipatorischer Bildung lassen sich als dreifache Krise beschreiben: als Krise der Demokratie, als Krise gesellschaftlicher Emanzipationsprojekte und als Krise konkreter Utopien.
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| Kämpfe gegen die Dummheit

von Alex Demirović

Von Elfenbein- und Leuchttürmen

Für die Linke und alle, die an der Entwicklung kritischen und emanzipatorischen Wissens interessiert sind, ist der neoliberale Umbau der Hochschulen, wie er sich seit gut zwanzig Jahren vollzieht, alarmierend. Denn in der Form des Wissens und in der Art, wie es beschaffen und zugänglich ist, gibt sich eine Gesellschaft an die Zukunft weiter. Gegen ihre historische Tendenz wurden die Hochschulen seit den 1950er Jahren wichtige Orte für kritische Theorie.
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| Was kann Bildung von links?

Interview mit Stefan Kalmring, Katrin Reimer-Gordinskaya und Heinz Hillebrand

Gespräch über Leitfäden, Subjektorientierung und Emanzipation

Was ist linke Bildungsarbeit? Und was versteht ihr unter emanzipatorischer politischer Bildung?

STEFAN KALMRING: Politische Bildung ist mit einer Entwicklung konfrontiert, die nicht nur das Emanzipatorische, sondern auch das Politische zu verdrängen droht. Konzepte wie Diversity bringen Kernprobleme zum Verschwinden: Bestimmungen von Herrschaft, Macht oder Interessen scheinen darin zwar aufgehoben, sind es aber nur in entleerter Form. Wo Bildungsziele wie Mündigkeit oder Gerechtigkeit durch Leitmotive wie Beschäftigungsfähigkeit oder Teilhabe ersetzt werden, verliert Bildung ihren emanzipatorischen Anspruch. Bildung sollte aber ›gefährlich‹ sein, um eine Formulierung des US-amerikanischen Historikers Howard Zinn zu benutzen. Sie sollte auf die Kritik und Überwindung von Herrschaft zielen und zwar sowohl gesamtgesellschaftlich als auch im Bildungsprozess selbst.
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| POLITISCHES LERNEN IM ALLTAG…

Von Uwe Hirschfeld

…und wie es sich organisieren lässt

I Wenn Carolin morgens aufsteht und in die Zeitung schaut, lernt sie. Wenn Sebastian vor dem Spiegel steht und die Spuren der durchzechten Nacht sieht, lernt er. Wenn Hugo zum dritten Mal in den Keller geht, um etwas zu holen, lernt er. Wenn Elisabeth wieder den Schulbus verpasst, lernt sie.
Unser Alltag ist voller Lernsituationen, wir können gar nicht anders, als ständig zu lernen. Interessant ist, was wir lernen. Vielleicht lernt Carolin bei der Zeitungslektüre, dass es gut gewesen wäre, schon gestern die Konzertkarten zu bestellen – heute sind sie schon ausverkauft. Vielleicht lernt sie auch, dass die Welt voller Krieg und Gewalt ist und sie doch lieber das Zeitungsabo kündigen will. Und Sebastian? Und Hugo? Und Elisabeth? Sie alle lernen beständig etwas, mal bestätigen sie sich ihre Einstellungen und ihr Verhalten, mal fassen sie Vorsätze, anders zu handeln. Sie bewegen sich in ihrem Alltag lernend so, dass sie ihn bewältigen können. Dass ist für viele Menschen keineswegs so einfach, wie es die Beispiele vielleicht denken lassen.
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| »…sich nicht zu beteiligen!«

Von Nicole Gohlke

Zivilklauseln in der Wissenschaft

Der neoliberale Umbau der Hochschulen und ihre chronische Unterfinanzierung rufen immer mehr private Forschungsförderung auf den Plan – dies gilt auch für Rüstungskonzerne. Durch Auftragsforschung, von Unternehmen gestiftete Lehrstühle und gemeinsame Institutionen wird eine akademische Unterstützung militärischer Aufrüstung organisiert und letztlich Kriegsführung befördert.
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