| Über Laclau, die Multitude und Hegemonie

Von Antonio Negri

Ich möchte mich dazu äußern, was mir Laclaus Werk und der Dialog, den wir beide in den letzten Jahren geführt haben, bedeutet. Es war ein intensiver und zugleich kritischer Dialog, der von klaren Differenzen, aber auch großem Respekt gekennzeichnet war. Für mich stellt Laclaus Analyse eine neukantische Variante dessen dar, was sich als »post-sowjetischer Sozialismus« bezeichnen ließe. Bereits in der Epoche der Zweiten Internationale bot der Neukantianismus eine kritische Perspektive auf den Marxismus. Ohne ihn als Feind zu betrachten, versuchte er ihn seinen eigenen Zielen unterzuordnen und ihn in gewisser Weise zu neutralisieren. Die Kritik richtete sich gegen den politischen Realismus und die Ontologie des Klassenkampfes.
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| Negri und Laclau mit Klasse lesen

Von Alex Demirović

Der vorliegende Beitrag von Antonio Negri ist eine kritische Würdigung von Ernesto Laclau, der am 13. April 2014 verstarb. Mit zahlreichen Anleihen bei den Theorien von Althusser, Derrida und Lacan hat Laclau seit Mitte der 1980er Jahre gemeinsam mit Chantal Mouffe eine besondere Spielart des Postmarxismus entwickelt. Bekannt wurde er für eine hegemonietheoretische und postfundamentalistische Demokratie- und Populismustheorie. Dass es zwischen Laclau und Negri, wie Letzterer voller Wertschätzung betont, seit Langem einen Austausch gegeben hat, ist bemerkenswert, denn ihre Theorien und politischen Positionen differieren erheblich.
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| Im Zweifel Populismus

Ein Gespräch mit Alberto Garzón und Íñigo Errejón

Gespräch über Podemos und die Gefahren populistischer Politik

Beide Gesprächspartner gehen für Spanien von einer »populistischen Situation« aus, interpretieren den Impuls der 15M-Bewegung jedoch unterschiedlich. Íñigo Errejón hält populistische Elemente wie den Begriff der »echten Demokratie« oder auch den der »Kaste«, wie er in den spanischen Auseinandersetzungen verwandt wird, um den Gegner zu markieren, für politisch wichtig. Solche »leere Signifikanten« (Laclau/Mouffe) seien zentral, um einen neuen »Volkswillen« (Gramsci), einen gemeinsamen Bezugspunkt der Subalternen zu konstituieren. Garzón verweist dagegen auf die Gefahren, die solche populistisch konstitutierte Gemeinsamkeiten mit sich bringen: Diese seien notwendig sehr allgemein und unscharf in der Analyse der zu bearbeitenden Probleme. Auch bewegen sie sich jenseits von Differenzen innerhalb der Subalternen. Nach der populistischen Situation müssen jedoch auch die nächsten Schritte gegangen, Perspektiven tatsächlich verbunden werden. Dies sei eine große Herausforderung.
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