| Eskalator hoch und runter

Von Manja Präkels

»Die Menschen aus dem Osten sahen aus wie Schauspieler aus einem Maxim-Gorki-Stück, die plötzlich ihre Bühne verloren hatten und auf einer anderen Bühne, in der ein ganz anderes Stück gespielt wurde, gelandet waren.«

Emine Sevgi Özdamar, in »Ulis Weinen«

Soweit ich mich erinnere, hatte ich mich auf das Jahr ’89 gefreut. Der Fahrerlaubnis näher zu kommen. Bald kein Kind mehr zu sein. Das nichts sagen darf. Was ich wirklich nicht erwartet hatte, war, im November des Jahres schamvoll auf der Rolltreppe eines Westberliner Warenhauses zu stehen.


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| Damals

Von Anke Stelling

Ich war nie in der DDR gewesen, aber ich liebte Westberlin. Westberlin gab es nur, weil es die DDR gab. Ich war doch schon in der DDR gewesen, aber nur im Transit, im Auto meiner Eltern oder in dem D-Zug, der sechs Uhr vierzehn am Bahnhof Zoo ankam; das wurde vom GRIPS-Theater besungen, und ich wusste genau, wie es sich anfühlte: sechs Uhr vierzehn, Bahnhof Zoo, und dann in die U-Bahn umsteigen.
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| Die Schildkröte

Von Steffen Mensching

In einem Bändchen mit klassischer koreanischer Lyrik mit dem Titel »Lob des Steinquells« findet sich ein Vierzeiler, ohne Autorenangabe, genannt »Beschwörungsformel«:

Schildkröte oh! Schildkröte oh!
Zeig deinen Kopf! Dass du es weißt
Zeigst du uns nicht den Kopf, wirst du
von uns geröstet und verspeist.


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| Subversiver Sekundenkleber? Was bleibt von #neustart19?

Von Daphne Weber

Ist die SPD noch zu retten? Wäre Jan Böhmermann der bessere SPD-Vorsitzende? Ist das Politik als Farce? Oder Satire als Subversion? Eine Spurensuche in Zeiten, in denen Satireparteien und Comedians europaweit die Politik aufmischen.
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| Farbe bekennen. Wie ich lernte, dass Klasse zählt

Von bell hooks

»Ich habe viele Bücher zum Thema Ungerechtigkeit geschrieben; darüber, wie man der Ausbeutung von races, Geschlechtern und Klassen ein Ende setzen kann. Dies ist das einzige Buch, das sich konkret mit dem Thema Klasse befasst. Mehr als je zuvor rief das Schreiben einen Schmerz in mir hervor, der mich häufig im Herzen tief verletzt und weinend über meinem Schreibtisch zusammenbrechen ließ.«

Meine Reise zu einem Klassenbewusstsein begann für mich als Studentin am College, als ich die Politik der amerikanischen Linken kennenlernte, Marx, Fanon, Gramsci, Memmi, das Kleine Rote Buch und vieles mehr las. Doch als mein Studium endete, empfand ich meine Sprache noch immer als unzulänglich. Ich fand es noch immer schwierig, die Bedeutung von Klasse in Bezug auf race und Gender zu verstehen.
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| Nahaufnahme: Eine kleine Geschichte über den schmutzigen Osten

Von Anna Stiede

Wie fühlt sich eine Generation, die zwischen Freiheitsversprechen, Zerfall und Nazibanden aufgewachsen ist? In einer Gesellschaft der Sprachlosigkeit, in der »Treuhand« ein Fremdwort war.

1997 wechselte ich von der vermeintlichen Landidylle auf das Gymnasium. In diesem Sommer verordnete mir die Gesellschaft eine neue Rolle. Ich und ein paar andere Kinder waren auserkoren, auf das Gymnasium nach Apolda zu gehen. Die zukünftige bürgerliche Elite des Ostens? Wir waren die Kids aus Arzt-, Klein- bis Großunternehmerfamilien oder aus Familien mit alleinerziehenden Müttern, die auf das Gymnasium entsandt wurden. Ab da durchfuhr unsere dörfliche Kinderbande eine tiefe Spaltung.
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| Think Big – Warum wir mehr fordern müssen als ein paar Radwege

Von Terenig Topjian

In den 1930ern setzte die Autoindustrie ihre Pläne durch. Eine gigantische Infrastruktur wurde neu geschaffen. Heute brauchen wir ebenso große Visionen, um das Auto zu verdrängen.

Ein Zitat aus dem Aaron-Sorkin-Film »The Newsroom« geht mir einfach nicht aus dem Kopf: »Weißt du, warum die Linken immer so unbeliebt sind? Weil sie verlieren. Wenn sie so verdammt klug sind, warum verlieren sie dann andauernd?«
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| Smart und öffentlich: Der ÖPNV braucht ein Update

Von Timo Daum

Die Straße ist zum Experimentierfeld smarter Mobilität geworden, der öffentliche Nahverkehr sieht dagegen alt aus. Um die Bedürfnisse der Nutzer*innen besser zu erfüllen, braucht er dringend ein Update.
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| Umweltkrise und Uber-Boom – Lateinamerikas Städte stecken im Stau

Von Daniel Santini

Der Verkehr in den Metropolen Lateinamerikas ist zum alltäglichen Krisenphänomen geworden. Die Politik bevorzugt systematisch den Autoverkehr und schränkt die Mobilität und Gesundheit der meisten Stadtbewohner*innen ein. Die herrschenden Antworten auf die Krise sind kapitalistische – obwohl es durchaus Bewegung gibt für ein öffentliches und sozial gerechtes Verkehrssystem.
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