Die Welt ist in keinem guten Zustand. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es nicht mehr so viele bewaffnete Konflikte. Und auch die Ungleichverteilung des gesellschaftlichen Reichtums ist auf einem historischen Höhepunkt. Sich über den Globus erstreckende Austeritätspolitiken und Strukturanpassungsprogramme treten als Lösung auf, verschärfen aber die Probleme. Der Name der Zeit? [1] Unklar. Post-alles, Interregnum, WELTKRISENPOLITIK.
Geopolitische Konstellationen verschieben sich. Der Niedergang des American Empire [2] wird seit Jahrzehnten von den einen ersehnt, den anderen befürchtet. Mit China, Indien und Brasilien tauchen nicht nur neue ökonomische Akteure, sondern auch neue Machtzentren auf. Die aktuellen Kriege reflektieren imperiale Ambitionen. Welche Rolle spielt die Bundesrepublik in dieser Weltumordnung? Längst ist sie kein politischer Zwerg mehr: Gestützt auf ihre ökonomische Macht und gestärkt durch die neoliberale Krisenbearbeitung, ist Deutschland auf dem heftig umkämpften Weg zum politischen Riesen.
In der Sprache der Geopolitik fällt es oft schwer, jenseits der Staatenkonkurrenz um Einflusssphären zu denken. Auch deshalb ist es schwierig, linke Antworten auf ›außenpolitische‹ Fragen zu formulieren. Soziale Spaltungen, Kräfteverhältnisse und Akteure innerhalb der Nationalstaaten geraten aus dem Blick. Warum fällt es der Linken so schwer, in bewaffneten Konflikten die Perspektive der Subalternen einzunehmen, statt sich häufig identitär und bekenntnishaft auf eine Seite der Konfliktparteien zu schlagen? Warum sind die Alternativen zur herrschenden Re-Militarisierung von Außenpolitik so schwach?
LuXemburg 3/2014 fragt nach Einstiegen in Friedenspolitiken mit friedlichen Mitteln. Wie lassen sich Konflikte beheben oder verhindern, lange bevor Gewalt eskaliert? Wie können Projekte regionaler Integration, sozial-ökologischer Entwicklung, Konversion und des Ausbaus sozialer Infrastrukturen dazu beitragen, globale Konflikte zu entschärfen? Am Ende ist klar: Linke Außenpolitik kann nur Teil eines umfassenden Transformationsprojekts sein: »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«.
Inhaltsverzeichnis
Welt denken
Wer hört die Subalterne? Ein Rück- und Ausblick [3]
Von Gayatri Spivak
Weltumordnung [4]
Wie die Konturen des Neuen allmählich sichtbar werden
Von Mario Candeias
Hegemony in the Making [5]
Wie Deutschland seine ökonomische Macht politisch wendet
Von Rainer Rilling
American Decline? [2]
Wie sich das Empire reorganisiert
Von Ingar Solty
Fracking, Freedom, Freihandel [6]
Wie die Weltenergieordnung umgebaut wird
Von Malte Daniljuk
BRICS: Aufstieg des Südens oder Neuordnung der Eliten? [7]
Warum sich weniger ändert, als man denkt
Von Achin Vanaik
Interview: »… als gehe es um die Wahl zwischen zwei Zivilisationen« [8]
Gespräch über Brüche und Perspektiven in der Ukraine
Mit Vladimir Ischchenko
Kriege führen
Mit Sicherheit mehr Verantwortung? [9]
Wie der Diskurs um ›human security‹ militärisch gewendet wird
Von Corinna Hauswedell
DEBATTE: Responsibility to Protect [10]
Warum die ›Schutzverantwortung‹ problematisch ist
Von Wolfgang Obenland und Jan van Aken
Drohnenkriege [11]
Warum Big Data tödlich sein kann
Von Norbert Schepers
Einstiege finden
20 Jahre Völkermord in Ruanda [12]
Welche Konsequenzen sich für die zivile Konfliktbearbeitung ergeben
Von Jörn Jan Leidecker
Ohnmächtige OSZE [13]
Was von ihr geblieben ist
Von Nadja Douglas
INTERVIEW: Aufarbeitung – Fehlanzeige [14]
Gespräch über Gewalt gegen Frauen in Sri Lanka
Mit Shreen Abdul Saroor
Ebola als Brennglas [15]
Warum soziale Infrastrukturen die Lösung sind
Von Andreas Wulf
Was ist linke Migrationspolitik? [16]
Warum globale Bewegungsfreiheit ethisch geboten und strategisch notwendig ist
Von Fabian Georgi
»…sich nicht zu beteiligen!« [17]
Warum Zivilklauseln ein Erfolgsmodell sind
Von Nicole Gohlke
Vom langen Ende der Friedensforschung [18]
Wie ihr Gesellschaftskritik abhanden kam
Von Werner Ruf
»Außenpolitisch nicht mehr vertretbar« [19]
Warum das PKK-Verbot abgeschafft gehört
Von Ulla Jelpke
Eine Perspektive der Subalternen [20]
Wie die Linke Außenpolitik verhandelt
Von Raul Zelik
Abseits
Poesie eines kurzen Lebens [21]
Von Xu Lizhi
NAME DER ZEIT: Transkapitalismus mit neofeudalen Strukturen [1]
Von Hans-Jürgen Krysmanski
Die Welt verändern, das Leben ändern [22]
Von Thomas Seibert
Ausweis her! New York City führt ein kommunales Personaldokument ein [23]
Von Alina Mogilyanskaya
KONTROVERS: Partizipation und Demokratie [24]
Mit Isabell Lorey und Alex Demirović
Fotostrecke I: Fette Beute – Reichtum zeigen [25]
Ausstellung des MGK Hamburg
Fotostrecke II: Bilder aus Rojava [26]
Von Birgit Haubner
LUXEMBURG ONLINE
Neue Energie für Amerika [27]
Von Michael T. Klare
Ukraine: Geschichte einer forcierten Spaltung [28]
Von Philipp Kreutzer
Wo steht die zivile Konfliktbearbeitung? [29]
Von Christine Schweitzer
Eine neue Klimabewegung [30]
Von Naomi Klein
UNASUR: Ansätze zur zivilen Konfliktbearbeitung [31]
Von María Diaz
Wofür kämpft Kobanê? [32]
Von Metin Yeğin
INTERVIEW: Podemos – Ausdruck einer Notwendigkeit [33]
Mit Pablo Iglesias
Elf Thesen zu Podemos [34]
Von Raul Zelik
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