| Raum nehmen! Warum wir eine feministische Verkehrsplanung brauchen

Von Janna Aljets

Die Dominanz des Autos ist Ausdruck hegemonialer Männlichkeit und bringt freie Fahrt für wenige statt Mobilität für alle. Höchste Zeit für eine feministische Verkehrswende.

Straßenschluchten und Gehwege, U-Bahn-Stationen und Spielplätze scheinen allen Menschen der Stadt offenzustehen und universal zugänglich und verfügbar zu sein. Ein Fahrstuhl kann ebenso von allen genutzt werden wie der vierspurige Innenstadtring – oder etwa nicht? So unterschiedlich die Städte der Welt sind, so sehr ähneln sie sich in einer Sache: In ihnen materialisieren sich auch der männliche* Blick, die patriarchalen Verhältnisse und eine auf den männlichen* und weißen* »Normalbürger« zugeschnittene Produktions- und Lebensweise. Damit privilegieren sie wenige und negieren die Bedürfnisse vieler anderer.
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| Farbe bekennen. Wie ich lernte, dass Klasse zählt

Von bell hooks

»Ich habe viele Bücher zum Thema Ungerechtigkeit geschrieben; darüber, wie man der Ausbeutung von races, Geschlechtern und Klassen ein Ende setzen kann. Dies ist das einzige Buch, das sich konkret mit dem Thema Klasse befasst. Mehr als je zuvor rief das Schreiben einen Schmerz in mir hervor, der mich häufig im Herzen tief verletzt und weinend über meinem Schreibtisch zusammenbrechen ließ.«

Meine Reise zu einem Klassenbewusstsein begann für mich als Studentin am College, als ich die Politik der amerikanischen Linken kennenlernte, Marx, Fanon, Gramsci, Memmi, das Kleine Rote Buch und vieles mehr las. Doch als mein Studium endete, empfand ich meine Sprache noch immer als unzulänglich. Ich fand es noch immer schwierig, die Bedeutung von Klasse in Bezug auf race und Gender zu verstehen.
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| Wiedergelesen: Die Frauen und der Umsturz der Gesellschaft

Von Mariarosa Dalla Costa

In unserer Reihe Wiedergelesen dokumentieren wir diesmal einen zentralen Text der italienischen Feministin Mariarosa Dalla Costa aus dem Jahr 1972, der erheblichen Einfluss auf die internationale Diskussion über Hausarbeit im Kapitalismus hatte. Im Deutschen erschien die Übersetzung durch „Genossinnen aus dem Frauenzentrum Berlin“, 1973 beim Merve-Verlag als Teil 36 der Reihe „Internationale Marxistische Diskussion“.
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| Revolution heißt, für die Zukunft sorgen

Von Verónica Gago

Über eine Zukunft des Sozialismus nachzudenken impliziert, sich eine Vorstellung davon zu machen, was kommen wird. Die Frage, die sich dann notwendigerweise anschließt, ist: Wie erreichen wir dieses ersehnte Ziel? In jeder revolutionären Theorie hat die Utopie folglich auch eine pragmatische Seite, die sich auf die Frage des Übergangs bezieht. Dieser Übergang stellt insofern eine Herausforderung dar, als sich historisch immer wieder gezeigt hat, dass es dabei keine Linearität gibt, keinen direkten Weg, der von dem einen zum anderen Punkt führt.
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| Feminismus in der Türkei – nicht nur ein Kampf gegen die AKP-Regierung

Von Hülya Osmanağaoğlu

Die Frauendemonstrationen zum 8. März in Istanbul und anderen Städten der Türkei werden jedes Jahr stärker und massenhafter. Doch in den männlich dominierten linken Organisationen und Gewerkschaften (nicht nur) der Türkei gehen feministische Forderungen und Interessen oftmals unter, wie sich etwa in den Auseinandersetzungen um den Betrieb Flormar dieses Jahr zeigte.[1] Umso notwendiger ist eine unabhängige feministischer Organisierung.
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| Feminismus für die 99 Prozent. Ein Manifest (Auszug)

Von Cinzia Arruzza , Tithi Bhattacharya und Nancy Fraser

Im Frühjahr 2018 hat Facebook-Managerin Sheryl Sandberg erklärt: »Wir wären in einer weitaus besseren Lage, wenn die Hälfte aller Länder und Konzerne von Frauen, die Hälfte aller Haushalte von Männern geführt würde.« Wir »sollten nicht ruhen, bevor wir dieses Ziel erreicht haben«. Als führende Vertreterin eines unternehmensnahen Feminismus hat sich Sandberg einen Namen gemacht (und Geld verdient), mit ihrer an Managerinnen gerichteten Aufforderung, sich auf der Vorstandsetage »durchzusetzen« (lean in). Bereits als ehemalige Stabschefin des US-Finanzministers Larry Summers – des Mannes, der für die Deregulierung der Wall Street verantwortlich zeichnet – hatte sie keinerlei Bedenken, Frauen zu versichern, durch Zähigkeit errungener geschäftlicher Erfolg sei der Königsweg zur Geschlechtergleichheit.
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| Interview: »Widerstand macht schön!« Streik bei Flormar und klassenübergreifende Frauensolidarität in der Türkei

Gespräch mit Necla Akgökce

Seit zirka einem Jahr wird bei Flormar, einem Kosmetikproduzenten in der Türkei, gestreikt. Am Produktionsstandort in Gebze östlich von Istanbul arbeiten zu 80 Prozent Frauen. Nach vereinzelten Protesten gegen extrem niedrige Löhne, 12-Stunden-Schichten und das Fehlen einer Urlaubsregelung waren im Frühjahr 2018 sind etliche in die Gewerkschaft Petrol-İş eingetreten. Nach ihrer umgehenden Entlassung schlossen sich dem Streik bis heute über 130 Arbeiterinnen an. Sie treten für ihre Wiedereinstellung und die Akzeptanz von Petrol-İş als Verhandlungspartner ein. Bis ein Tarifabschluss erreicht ist, rufen sie zum Boykott von Produkten der französischen Firmengruppe Yves Rocher auf, an die 2012 die Mehrheit der Flormar-Anteile verkauft worden war.[1]
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| Eine feministische Internationale. Wie sich Frauen* über Grenzen hinweg organisieren

Von Kerstin Wolter und Alex Wischnewski

Die Bilder des 8. März 2018 in Spanien lösten in ganz Europa Staunen und Begeisterung aus. Es waren mehrheitlich Frauen und Queers jeden Alters, die die Straßen in lila Ströme verwandelten, Universitäten besetzten, Versammlungen abhielten und fröhlich singend öffentliche Verkehrsmittel stoppten. Rund fünf Millionen beteiligten sich im ganzen Land an einem feministischen Streik. Bezahlte wie unbezahlte Arbeit wurde niedergelegt. Damit war es nicht nur die größte feministische Mobilisierung, sondern auch der größte Streik, den Europa bis dato gesehen hatte (Lorey 2019).
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| Feministischer Streik und Protest zum 8. März

Weltweit gibt es eine neue Konjunktur feministische Bewegungen: von den Protesten gegen Frauenmorde in Argentinien über die Women’s Marches in den USA bis hin zum erfolgreichen Frauenstreik in Spanien, an dem sich 2018 rund fünf Millionen Menschen beteiligten. Der Frauenkampftag am 8. März ist ein sichtbarer Kristallisationspunkt des Protests geworden. An vielen Orten wird der Streik als Protestform genutzt und dabei jeweils neu erfunden.


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| Radikalität und Sanftheit. Rosa Luxemburg als sozialistische Feministin

Von Drucilla Cornell

Wenn es bei Rosa Luxemburg einen Grundtenor gibt, dann die Rebellion gegen jede Herrschaft des Menschen über den Menschen. Die jamaikanische Philosophin Sylvia Wynter hat gezeigt, wie koloniale Herrschaft auf der Unterscheidung und Hierarchisierung zweier Typen von Menschen (»Man1« und »Man2«) basieren. Dabei geht es stets um die Frage, wem eine Seele und volle Menschlichkeit zugesprochen wird und wem nicht. Luxemburgs Konzepte sind eng verknüpft mit dem Projekt, diese Unterscheidung im Namen einer menschlichen Praxis zu überwinden – und damit auch Imperialismus, Kolonialismus und Kapitalismus.
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