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| Der schwere Weg zu einer Schule für alle. Warum sich keiner vom Gymnasium trennen will

September 2021
Gespräch mit Sabine Boeddinghaus und Susanne Thurn

Warum sitzt das Gymnasium so fest im Sattel, werden nicht Gemeinschaftsschulen immer beliebter?

Susanne: Eine kurze Antwort wäre an dieser Stelle preisverdächtig. Sicherlich hängt vieles damit zusammen, dass wir immer noch in einer Klassengesellschaft leben. Ich fürchte, das muss man wohl so sagen. Zur 25-Jahr-Feier der Laborschule Bielefeld und des Oberstufenkollegs hat Ludwig von Friedeburg es etwa so ausgeführt: Heute kann man sich sozial nicht mehr zeigen oder abgrenzen durch Statussymbole wie ein eigenes Haus, ein großes Auto oder tolle Fernreisen, nur noch durch den Satz »Mein Kind geht aufs Gymnasium.« Immer noch müssen sich Kinder und Jugendliche, die Gemeinschaftsschulen besuchen, gegenüber Gymnasiast*innen verteidigen, dass sie nicht »nur« aufgrund von mäßigen Leistungen auf eine solche Schule gehen. Die Vorurteile gegenüber reformpädagogisch orientierten Schulen sind in unserer Gesellschaft tief verwurzelt, als könnte nur über Konkurrenz aller gegen alle der soziale Aufstieg oder wenigstens der erreichte soziale Status gesichert werden.
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