| Reproduktion in der Krise — Bündnisse für eine Care-Revolution?

Februar 2013  Druckansicht

Diskussion anlässlich des Erscheinens der aktuellen Ausgabe

Gabriele Winker feministische Aktivistin und Professorin an der TU Hamburg-Harburg. Im aktuellen Heft schrieb sie über die Reproduktionskrise als Krise der Reproduktion der Arbeitskraft.

Cornelia Möhring als 1. Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei DIE LINKE im Bundestag für das Projekt »Plan B« verantwortlich. Im aktuellen Heft argumentiert sie, warum Geschlechterverhältnisse als integraler Bestandteil einer sozialökologischen Transformation gedacht werden müssen.

Stephan Gummert ver.di Betriebsgruppe an der Charité. Er war Streikleiter im »Betten- und Stationsschließungsstreik« 2011, der neue Streikformen im Gesundheitswesen auslotete.

Widersprüche zwischen der Reproduktion des Kapitals und dem Anspruch auf ein gutes Leben, auf Erholung und gesellschaftliche Teilhabe sind zugespitzt: mehr Frauen sind erwerbstätig, Familienmodelle geraten in Bewegung; gleichzeitig ist Arbeit intensiviert, häufig prekär, Löhne sind gesunken, Arbeitszeiten überlang und unberechenbar. Die Organisation des Alltags und der Zukunft ist häufig Hexenwerk. Wer sorgt für sich und andere? Institutionen öffentlicher Daseinsvorsorge sind ausgehungert, Arbeitsverhältnisse im Care-Bereich immer noch feminisiert, aufzehrend und schlecht bezahlt. Die Frage nach einer gerechten Organisation reproduktiver Arbeit scheint in weite Ferne gerückt.

Gleichzeitig fokussieren politische Auseinandersetzungen in der Krise mehr und mehr auf Fragen der Reproduktion: Gesundheit, Wohnen, Bildung, Betreuung – und demokratische Teilhabe stehen im Zentrum der neuen Bewegungen. In Deutschland sind diese Bewegungen sehr punktuell, lokal, die Anliegen lassen sich noch kaum bündeln und mit übergreifenden Transformationsfragen verknüpfen.

In der Mietenpolitik sind ungewöhnliche, breit angelegte Bündnisse gelungen. Auch in dem von ver.di unterstützten Arbeitskampf der Beschäftigten an der Charité zeichnet sich eine besondere Konstellation ab: durch die Ökonomisierung des Gesundheitswesens gehen Streiks im Bereich personenbezogener Dienstleistung erstmals auch mit materiellen Einbußen für die privaten Betreiber einher – wie im »Betten- und Stationsschließungsstreik«2011. Für die im Frühjahr anstehenden Tarifauseinandersetzungen um feste Pflegequoten wird nun an einem Bündnis aus Pflegekräften, PatientInnen und einer an qualifizierter Gesundheitsversorgung interessierten Öffentlichkeit gearbeitet.

Finden sich hier Ansätze für Konstellationen, die über Pflege und Gesundheit hinausgehen? Wie lassen sich die Interessen von Beschäftigten an guter Arbeit, mit denen von Care-EmpfängerInnen an guter Versorgung, sowie denen einer breiten Öffentlichkeit an hochwertigen Angeboten verbinden? Schließlich sind alle in unterschiedlichen Phasen des Lebens darauf angewiesen. Inwiefern liegen hier außerdem Keimformen transformatorischer Strategien hin zu einer sozial-ökologischen, geschlechtergerechten und auf reproduktive Tätigkeiten orientierenden Gesellschaft? Und wie steht es mit den Alltagspraxen, neoliberalen Subjektivierungen und Kräfteverhältnisse, die solche Schritte immer wieder so wahnsinnig schwer machen?

Nach der Veranstaltung kann bei einem kleinen Imbiss und Getränken weiterdiskutiert werden.

Es wird eine Kinderbetreuung geben. Damit wir gut planen können, bitte rechtzeitig melden unter: fried@roslaux.de

Eintritt frei

Kontakt

Barbara Fried

Telefon: (030) 44310404 Email: fried@rosalux.de

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