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Nachrichten aus der Zukunft – die Wasserkrise in Südafrika


„Day Zero“ – Mitte Mai, spätestens Mitte Juni, soll es soweit sein: Kapstadt, die südafrikanische Millionenstadt am Kap der guten Hoffnung, wird nicht mehr in der Lage sein, ihre Einwohner*innen mit Wasser zu versorgen. Denn seit Jahren reicht der Regen nicht, um den Wasserverbrauch zu kompensieren und die Trinkwasservorräte aufzufüllen. Nichts mehr: kein Wasser aus der Dusche, aus dem Wasserhahn, im Klo. Schon jetzt sind alle Einwohner*innen der Stadt, ob arm oder reich, schwarz oder weiß, von Rationierungsmaßnahmen betroffen: Maximal 50 Liter können pro Person pro Tag verbraucht werden – wer dagegen verstößt, muss empfindliche Strafen zahlen. An den Sammelpunkten für Frischwasser brechen Konflikte aus, oft zwischen denen, die wirklich versuchen, Wasser zu sparen, und denjenigen, welche die Verschwendung lebenswichtiger Ressourcen als ihr Geburtsrecht ansehen. Noch nie in der modernen Welt stand eine Großstadt so kurz vor einer derartigen sozial-ökologischen Katastrophe.

Aber wie ist es dazu gekommen? Seit Jahrzehnten wird die Mähr verbreitet, dass es die Armen und Marginalisierten seien, denen aufgrund mangelnder Bildung die Umsicht fehle, mit den natürlichen Ressourcen klug zu haushalten. Dass es die leckenden Wasserleitungen in den Armenvierteln, den Townships seien, die zu Ressourcenknappheit führten. Das ist, mit Verlaub gesagt, Blödsinn. Umweltkatastrophen werden üblicherweise ausgelöst von den verschwenderischen (kollektiven wie individuellen) Aktivitäten reicher, privilegierter Menschen – deren Hautfarbe meistens weiß ist – denn diese haben die Mittel, Ressourcen zu verschwenden. Swimming Pools möchten gefüllt, Golfplätze bewässert werden. Ganz zu schweigen vom Südafrikanischen Wein, der auch hierzulande gern konsumiert wird. Kapstadt grenzt direkt an jene Region des Landes, die für ihre Agrarexporte bekannt ist. Gut die Hälfte des Wassers, das der Metropole aus der Region zur Verfügung stehen könnte, wird für die Intensivproduktion von Trauben, Zitrusfrüchten und anderen Obstkulturen für den Weltmarkt abgepumpt. Leiden tun unter solchen Verknappungen üblicherweise die Armen auf dem Land und in der Stadt, denn die haben nicht die Ressourcen, sich vor den Auswirkungen zu schützen.

Üblicherweise. Doch zunehmend häufen sich die Einschläge solcher Krisen so nah an den Häusern und Villen der Reichen, dass auch sie (wir) sie zu spüren bekommen. Es sind ‚Grüße aus der Zukunft’: Sie zeigen uns die Welt, wie sie in den kommenden Jahrzehnten immer mehr sein wird. Eine Blade-Runner-artige Dystopie, in der die Kämpfe um knappe lebenswichtige Ressourcen immer härter werden. Es sei denn, wir schaffen es, das Rad herumzureißen, schaffen es, kollektive und rationale (sprich: demokratisch-sozialistische) Mechanismen zu finden, diese Ressourcen zu managen.

Wir zeigen hier einen Videoclip zum Thema, den das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Südafrika produzierte und der gerade auf National Geographic ausgestrahlt wurde:


How Cape Town’s Residents Are Surviving the Water Crisis — For Now

Mehr zum Thema:

Patrick Bond: Cape Town Water Wars: A Literal Shitstorm [1]

GroundUp: Facts and myths about Cape Town’s water crisis [2]

The conversation: Bold steps are needed toward a ‘new normal’ that allocates water fairly in South Africa [3]