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LuX Kontrovers: Perspektiven der Protestbewegung in Hongkong


Seit Sommer 2019 gibt es in Hongkong Massenproteste. Auslöser war ein geplantes Auslieferungsgesetz an die Volksrepublik China. Es schürte Ängste vor einer Aushöhlung des Prinzips “Ein Land, zwei Systeme”, das den Status Hongkongs als Sonderverwaltungszone in China absichern soll. In den folgenden Wochen und Monaten nahmen über eine Million Menschen an Demonstrationen teil, die Bilder der kreativen Protestformen mit Regenschirmen, Barrikaden und Laserpointern gingen um die Welt. Bei den Kommunalwahlen im November 2019 verlor die pekingnahe Regierungspartei dramatisch an Zustimmung.

Die Bewegung fordert Demokratie und wendet sich gegen polizeiliche Repression. Dahinter steht die größere Frage nach der Zukunft Hongkongs. Welche Spielräume gibt es für eine demokratische Entwicklung? Was sind die Antriebe der Proteste, worauf zielen sie? Welche Perspektiven gibt es für Hongkong, eine von Turbokapitalismus und extremer sozialer Ungleichheit geprägte Gesellschaft im Brennpunkt ökonomischer und geostrategischer Interessen?

LuX-Kontrovers bringt zwei gegensätzliche Perspektiven auf diese Fragen:

Weder Washington noch Peking. Selbstbestimmung für die Menschen in Hongkong [1]
Von Au Loong Yu

Au Loong Yu ist Aktivist, Autor und social justice campaigner in Hongkong. Er betont, dass die Bevölkerung Hongkongs historisch stets nur der Spielball  für westliche wie chinesische Wirtschafts- und Machtinteressen war. Der Bewegung gehe es darum, ein Minimum an Freiheitsrechten zu verteidigen und das Recht auf eine selbstbestimmte Entwicklung zu erkämpfen.

  [2]Hongkong: Es ist kompliziert… [3]
Von Jan Turowski

Jan Turowski ist Büroleiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Peking. Er verweist auf die spannungsreichen Verflechtungen zwischen China und Hongkong und macht in den Protesten auch problematische chauvinistische und anti-chinesische Tendenzen aus, in denen sich die ungelösten sozialen Konflikte des neoliberalen Hongkonger Modells ausdrückten.