| Alle Artikel von Klaus Weber

| Flaschenpost der Hoffnung. Wie Marx und ich zusammenfanden

Januar 2018
Von Klaus Weber

ab wann fängt einer an zu merken, dass es ungerecht zugeht auf der welt? wie geht das: spüren, dass die welt mehr bereithält als schießer-unterhosen, die das christkind bringt; wenn es doch jedes jahr schießer-unterhosen brachte? warum sagt einer: ich will nicht so werden wie ihr? und: wie weit ist der weg, um bei marx’ »Kapital« zu landen – zu zeiten, wo es dem herzen, dem mund und dem unterleib besser gefallen hätte, mit mädchen im schwimmbad zu flirten? dann heute: studieren von philosophie, geschichte, politik und so vielem, das zeigt: ich stehe auf der seite der (fast) ewigen NIEDERLAGE. wieso hat mich die andere seite – mit geld, fußball oder kulinarischem – nicht gekapert, wie so viele meiner gefährt*innen?
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| Herkunft und Überleben in der Klassengesellschaft

April 2017
Von Klaus Weber

Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“: Ein Buch „schlägt ein“

„Ich, der ich nichts mehr liebe
Als die Unzufriedenheit mit dem Änderbaren
Hasse auch nichts mehr als
Die tiefe Unzufriedenheit mit dem Unveränderlichen“
(Bertolt Brecht 1967, 376)

Im Frühjahr 2016 lese ich in der FAZ eine Rezension zu einem Buch mit dem Titel Rückkehr nach Reims. Sie ist wenig ansprechend, finde ich. Erst am Schluss der Besprechung fällt mir der Name Eribon auf, und ich erinnere mich an dessen grandiose Biographie über Michel Foucault (1991), aus der ich – vor mehr als 20 Jahren – am Schluss meiner Doktorarbeit ein kurzes Zitat einfügte. Wenn ich heute das Nachwort meiner Dissertation lese, so scheinen die Sätze daraus das zu charakterisieren, was Didier Eribon an den französisch-bürgerlichen Bildungsinstitutionen kritisiert: „Um dieses Buch schreiben zu können … war es nötig, die Liebe zu mir selbst und zum Leben in dieser zerrissenen Welt immer wieder zu finden. Es war auch ein Anschreiben gegen den Gedankenmüll, der an den Universitäten aus nicht endender Quelle sprudelt, um die Menschen damit zuzudecken, anstatt die Wahrheiten über menschliches und menschenwürdiges Leben aufzudecken“ (Weber 1997, 108).
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| Bildungsfernweh

August 2015
Von Klaus Weber

»Jeder trägt sein Ablaufdatum,
weil das Leben ein Abfahrtslauf ist.
Immer hinunter. Nur wenige dürfen hinauf.«
Elfriede Jelinek

Wer von unten kommt, bleibt meist dort und krümmt sich. Der Mensch lässt sich viel gefallen, wo käme man sonst hin. Wer zum Licht, zur Welt hin will, stößt nicht selten oben an und wird zurückgestoßen; mangels Kraft und Geld siegt die Gewöhnung. Und nicht nur sie hat hier gedämpft, es wurde von obenher dem nachgeholfen, vor allem bei ärmeren Fragern, damit nicht zu viel und gar unangenehm gefragt würde. Wird einer gebildet genannt, so ist es für die Unteren eine Möglichkeit, ihn nicht ernst nehmen zu müssen.
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| KURT EISNER – REVOLUTIONÄR DES ALLTAGS

Juni 2010
Von Klaus Weber

Am 14. Oktober 1918 wird Kurt Eisner aus dem Gefängnis München-Stadelheim entlassen. Inhaftiert war er wegen seiner führenden Beteiligung am großen Streik der Münchener Arbeiter im Januar 1918. Dreieinhalb Wochen nach seiner Entlassung ist er bayerischer Ministerpräsident. Er bleibt es bis zum 21. Februar 1919, als er vom rechtsnationalen Grafen Arco auf Valley ermordet wird. Kurt Eisner wurde im Herbst 1918 zum Anführer der revolutionären Bewegung, vor allem weil die bayerische Sozialdemokratie nichts gegen die Monarchie, gegen die Kriegstreiber und -profiteure unternehmen will. Der Gegenspieler Eisners als USPD-Kandidat ist der SPD-Landtagsabgeordnete Erhard Auer.
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