| Luxemburgismus. Geschichte einer politischen Verfolgung
Von Holger Politt
Mit dem Kampfbegriff Luxemburgismus wurde versucht, spezifische Merkmale im politischen Denken Rosa Luxemburgs zusammenzufassen. Dabei ging es darum, sie aus dem nach Lenins Tod in der Sowjetunion und in der Kommunistischen Internationale kanonisierten Marxismus-Leninismus auszuschließen. Der Ausdruck war von Anfang an pejorativ gemeint, denn keiner der damaligen Anhänger*innen Luxemburgs wäre auf die Idee gekommen, ihr Denken auf diese Weise zu charakterisieren. Zu sehr galt sie als umstrittene, streitbare, indes konsequente Marx-Schülerin. Der Begriff machte also nur Sinn aus Sicht eines neu geschaffenen ideologischen Konstrukts, des sogenannten Marxismus-Leninismus. Dieser sollte einerseits den Bruch Lenins mit zentralen Elementen der Marx’schen Lehre bemänteln, andererseits den Anspruch durchsetzen, dass es sich hierbei um eine legitime und logische Weiterentwicklung der Marx’schen Theorie handelt. Mit der Diskreditierung vermeintlich »luxemburgistischer« Strömungen verbindet sich ein nur wenig bekanntes Kapitel der Bolschewisierung und politischen Verfolgung insbesondere polnischer Kommunist*innen. Die Aufarbeitung dieser Geschichte erinnert auch an den oft vergessenen Einfluss Luxemburgs auf die kommunistischen Bewegungen im Nachbarland.
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