| Editorial (Heft 1/2009)

Luxemburg ist neu. Von Rosa Luxemburg nimmt die Zeitschrift nicht nur den Namen. Sie orientiert sich an ihrer Haltung, dass optimistischer Wille sich mit intellektueller Skepsis verbinden muss. Sie bringt Gesellschaftsanalysen und linke Praxis zusammen und unternimmt die Analysen von einem engagierten Standpunkt aus, in dem das eigene Handeln, die Politik der Linken, immer schon Teil dessen ist, was zu analysieren ist. Und sie orientiert sich an dem Wissen, dass grundlegende gesellschaftliche Veränderungen und Kämpfe um konkrete Verbesserungen nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Sie müssen zusammen gedacht und erkämpft werden.
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| ABSCHIED VON HELMUT STEINER – 7. FEBRUAR 1936 – 14.FEBRUAR 2009

Von Hubert Laitko

»Woran arbeitest du gerade?« – Niemand wird mich wieder so fragen, wie es Helmut Steiner zu tun pflegte. Es war die Standardfrage, mit der er seine Gespräche begann. Mit diesem Eröffnungszug war er immer in Vorhand. Er wollte wirklich hören, was sein Gegenüber beschäftigte. Entweder stieg er gleich darauf ein, oder er merkte sich die Auskunft und kam bei passender Gelegenheit darauf zurück – und eine solche Gelegenheit fand sich fast immer.
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| KRISE, ALLTAG UND GESCHLECHT

Von Iris Nowak

Dank der medialen Katastrophendiskurse hat im Alltagsverstand der meisten Menschen die Frage an Bedeutung gewonnen, in welcher Weise die eigene Form der Existenzsicherung mit dem Zusammenfallen globaler Kreditsysteme verknüpft ist. An welchem Punkt der ökonomischen Entwicklung wird mein Auftrag- oder Arbeitgeber kein Geld mehr haben, Löhne oder Honorare zu zahlen? Wo gilt dies auch für bisher als sicher verstandene Arbeitsplätze? Wie verändern sich die ohnehin repressiven Praxen der zuständigen Arbeitsagentur, wenn Haushalte der Kommunen vollständig zusammenbrechen? Da selbst Fachleute das Ausmaß vor uns liegender ökonomischer Zusammenbrüche und daraus folgender Kettenreaktionen nicht für einschätzbar halten, sind dies keine rein diskursiven Inszenierungen, sondern Ausdruck einer tatsächlich ungewissen Zukunft.
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| SIND WIR AUTO?

Von Michael Brie

In der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1929 wird die Abwrackprämie vielleicht als größte Massenbewegung in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Zwei Millionen Käufer von neuen Autos können jetzt ihre Altwagen wegwerfen und auf einen neuen umsteigen. Alle Demonstrationen gegen die Abwälzung der Krisenfolgen auf die »kleinen Leute« zusammen genommen haben bisher keinen vergleichbaren Massencharakter.
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| DIE KRISEN DER WESTLICHEN ZIVILISATION

Von Yash Tandon

ANTWORTEN AUS DEM SÜDEN

Wir befinden uns in einer neuen historischen Phase. Die Jahre der westlichen Hegemonie neigen sich schnell dem Ende zu. Jahrelang zwang der Westen den Regierungen und Bevölkerungen im Süden seinen Willen auf: mittels Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank (WB), den regionalen Banken und der Agenturen von IWF/WB im Süden, der Welthandelsorganisation (WTO), und der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO).
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| GLOBALE SOZIALDEMOKRATIE

Von Walden Bello

GRENZEN EINER KAPITALISTISCHEN ANTWORT

Der Zusammenbruch der Globalisierung und außer Rand und Band geratene deregulierte Märkte haben die den modernen Kapitalismus stützende neoliberale Metaphysik gründlich diskreditiert – wiewohl sie sich sicherlich noch an einigen Rückzugsgefechten beteiligt.
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| ALTERNATIVEN ZUM FINANZGETRIEBENEN KAPITALISMUS

Von Susan George

Instabile Finanzmärkte verhalten sich nicht rational; sie können Verlierer in einer Größenordnung produzieren, die die 1930er Jahre wie einen unbedeutenden Ausrutscher wirken lassen …
Susan George, The Lugano Report, 1999

Wir befinden uns heute am Scheideweg einer multiplen Krise, in deren Zentrum ein großer crash stattgefunden hat. Eine der sich überschneidenden Achsen ist die Krise der sozialen Ungleichheit, die sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt hat. Seit der Machtübernahme durch die neoliberalen Regierungen von Ronald Reagan und Margaret Thatcher ist insbesondere der Anteil des Kapitals am Gesamtreichtum im Verhältnis zur Arbeit angestiegen.
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| WAS TUN? UND WER ZUM TEUFEL TUT ES?

Von David Harvey

Diese beiden Fragen neigen dazu, sich gegenseitig zu blockieren: Es ist schwer zu sagen, was zu tun ist, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wer es tun soll. Umgekehrt ist es genauso schwierig herauszufinden, wer etwas tun könnte, ohne zu wissen, was es ist. Es lassen sich großartige Vorstellungen entwickeln, was wir tun sollten. Aber dann schaut man sich um und fragt sich: »Wer zum Teufel soll das tun?« Und wenn man fragt, was die tatsächlichen Menschen voraussichtlich tun werden oder getan sehen möchten, ist man schnell verschreckt.
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| WIDERSPRÜCHE DER MOSAIK-LINKEN

Von Christina Kaindl und Florian Becker

PERSPEKTIVEN DER KRISENPROTESTE

Ausgeschlossen kann werden, dass die unmittelbaren Wirtschaftskrisen von sich aus fundamentale Ereignisse hervorbringen; sie können nur einen günstigeren Boden für die Verbreitung bestimmter Weisen bereiten, die für die ganze weitere Entwicklung des staatlichen Lebens entscheidenden Fragen zu denken, zu stellen und zu lösen.
Antonio Gramsci, Gef., 13.Heft, § 17
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| NACH DEM CRASH

Von Gregor Gysi

NICHTS WIRD SO BLEIBEN

Regierungen antworten auf die Krise im wesentlichen damit, dass die private Überschuldung der Finanzindustrie mit noch größerer Verschuldung der Staatshaushalte aufgefangen wird . Weltweit wurden für die Banken und Finanzinstitute rund 7,5 Billionen Dollar bereitgestellt – das ist fast ein Fünftel des weltweiten Sozialprodukts. Immer neue Brandherde kommen heraus, die mit öffentlichen Geldern gelöscht werden sollen. Es wird suggeriert, dass dadurch der vorherige Zustand wieder hergestellt werden könne.
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