| Unvollständige Emanzipation. Frauen in der neoliberalen Krisenbearbeitung in Griechenland

von Haris Triandafilidou

Knapp drei Jahre nach der Verabschiedung des ersten Memorandums im griechischen Parlament hat der damals eingeleitete radikal-neoliberale Umbau der griechischen Gesellschaftsformation das Land tiefgreifend verändert. Von Maßnahmen wie der Lockerung des Kündigungsschutzes, der praktischen Abschaffung des Tarifrechts und den Kürzungen sozialstaatlicher Fürsorgeleistungen werden Frauen – Migrantinnen wie einheimische – in besonderer Härte getroffen. Anhand der spezifischen Auswirkungen der neoliberalen Agenda auf die Situation von Frauen in Griechenland wird deutlich, dass durch die aktuelle Politik nicht nur Errungenschaften aus langjährigen Auseinandersetzungen um Arbeitsverhältnisse, sondern auch Erfolge feministischer Kämpfe aufgehoben werden.
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| Vom sozialen Wert. Austeritätspolitik, Big Society und die Krise in Großbritannien

von Emma Dowling

»Zum ersten Mal seit langer Zeit wird es der Generation unserer Kinder schlechter gehen als uns.« Diese Ansicht vertreten (zumindest in vielen OECD-Staaten) Kommentatoren aus den unterschiedlichsten politischen Spektren. Dass die südeuropäischen Staaten tief in der Krise stecken, ist allenthalben bekannt – aber Großbritannien? Universitäten haben dort das akademische Jahr mit einschlägigen Kürzungen im Bildungssektor begonnen, sodass die meisten nun das Dreifache an Studiengebühren verlangen: 9000 Pfund pro Jahr, bei einer durchschnittlichen Studienzeit von drei bis vier Jahren.
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| Wem gehört die Zeit?

von Sybille Stamm

Als aktive Gewerkschafterin habe ich die Erfahrung gemacht, dass Sehnsucht in Kämpfen – insbesondere in Kämpfen um Zeit – eine zentrale Rolle spielt. Sehnsucht nach einer anderen Zeiteinteilung, -verteilung und -umverteilung ist ein wichtiger und treibender Motor. Sehnsucht nach einer anderen, nicht fremdbestimmten und gleichberechtigten Gesellschaft, einer ›gerechten‹ Verteilung der Zeit ist Voraussetzung für mutige und beharrliche Kämpfe um Zeit.
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| Rein-Raus. Flexibel streiken

von Catharina Schmalstieg

Arbeitskämpfe werden in Deutschland zunehmend ›spektakulär‹ und öffentlichkeitswirksam geführt, auch die Formen des Streiks haben sich gewandelt. Ein ›Tapezierstreik‹, bei dem die Beschäftigten einfach zu Hause bleiben, wenn gestreikt wird, reicht nicht mehr aus. Tarifauseinandersetzungen wurden in den vergangenen Jahren härter geführt, Arbeitskämpfe dauerten länger. Das Spektrum reicht von Lokführerstreiks (2008) über Streiks der GebäudereinigerInnen (2009) und der ErzieherInnen (2009) bis hin zu den Streiks der FlugbegleiterInnen (2012) und der Flughafensicherung (2012).
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| Diakonie: Streikrecht erkämpfen. Aktuelle Auseinandersetzungen in kirchlichen Einrichtungen

Von Berno Schuckart-Witsch

Die christlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas sind die größten Anbieter im Sozial- und Gesundheitsdienst in Deutschland. Bundesweit gibt es Tausende rechtlich selbständige kirchliche Einrichtungen mit etwa einer Million Beschäftigten. Ihre Arbeit finanziert sich zu 95 Prozent aus Mitteln der öffentlichen Hand, den Sozial- und Pflegekassen. Im eigentlichen Kernbereich der Kirchen, dem so genannten Verkündigungssektor, der über Kirchensteuern, aber auch über staatliche Zuwendungen finanziert wird, arbeiten weitere 300000 Menschen (vgl. Frerk 2010).
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| Ziemlich beste Freunde? Bündnisse zwischen Pflegenden und Gepflegten in den USA

von Laura Flanders

Die Kampagne Caring Across Generations zielt auf eine völlige Umkehr der Art und Weise, wie ­US-AmerikanerInnen über sich selbst und andere, über Arbeit und Ökonomie denken. Es geht darum, zwei Millionen hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen und uns allen einen glücklichen und gesunden Lebensabend zu bescheren. Wie das gehen soll, lässt sich nur verstehen, wenn wir zunächst über Pflege sprechen – und zwar laut und deutlich.
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| »Das weiße Städtchen«. Krankenschwestern streiken in Polen gegen die Privatisierung des Gesundheitswesens

von Magdalena Błedowska

Am 5. Oktober 2012 hatte die polnische Gewerkschaft der Krankenschwestern und Hebammen OZZPiP zu einer Demonstration aufgerufen.1 Einige tausend Beschäftigte des Gesundheitssektors waren für den Erhalt eines öffentlichen Gesundheitswesens durch Warschau gezogen. Obwohl Ministerpräsident Tusk und Gesundheitsminister Arłukowicz am Vortag noch ihren Willen zur Zusammenarbeit beteuert hatten, wurde eine Delegation der Krankenschwestern »auf der Schwelle« des Premierministers abgefangen, wie die OZZPiP-Vorsitzende Iwona Borchulska es formulierte.
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| Rechnen für die Zukunft. Der Marshallplan des DGB

Interview mit Mehrdad Payandeh

Der DGB hat einen »Marshallplan für Europa« vorgelegt – worum geht es dabei?

Er soll eine Diskussion über die Zukunft Europas und die Alternativen zur Austeritätspolitik anstoßen. Der »Marshallplan für Europa« ist bis heute das einzige gesamteuropäische Zukunftsprogramm gegen die Krise und für eine langfristige Modernisierung Europas, das konkrete Maßnahmen enthält und vollständig durchgerechnet ist. Keine Partei, kein Wirtschaftsinstitut, niemand aus der ökonomischen Zunft in Deutschland und Europa hat dergleichen vorgelegt.
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| Dezentrale Streiks als Krisenproteste

von Peter Birke

Seit über drei Monaten streiken die Beschäftigten der Firma Neupack in Hamburg und Rotenburg (Niedersachsen).1  Noch ist dies nicht der längste Arbeitskampf in der bundesdeutschen Geschichte – die Kämpfe um den Erhalt eines Zementwerkes in Erwitte/Westfalen hielten 1975/76 über ein Jahr an –, aber die Aktion hat dennoch gute Chancen, in die Streikgeschichte einzugehen. Die Firma, die Verpackungen für die Lebensmittelindustrie herstellt, regiert ihre Beschäftigten nach Gutsherrenart.
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| Eine Situation schaffen, die noch nicht existiert

von Mario Candeias

Erleben wir vorrevolutionäre Zeiten? Schwer zu sagen. Sicher aber erleben wir das »Interregnum«, eine Transformationsperiode, in welcher ein autoritär und postdemokratisch gewendeter neoliberaler Machtblock seine Herrschaftsinteressen sichert und andere, auch Kapital-immanente Krisenlösungen blockiert. Für ein eigenes hegemoniales Projekt ist der Autoritarismus sicher unzureichend, da seine Attraktivität und sein ökonomisches Potenzial begrenzt bleiben.
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