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| Klassenkrieg und die Produktion von Unsicherheit

April 2015
Von Barbara Ehrenreich

Die Empörung der 99%, die Occupy Wallstreet 2011 unüberhörbar auf den Straßen und Plätzen artikulierte, machte vielen von uns schlagartig bewusst, dass der amerikanische Traum – jene Vorstellung einer selbstbewussten, durch Leistung nach Glück und Reichtum strebenden Mittelklasse – spätestens in der Krise seit 2007 zerbrochen war. Die vielen hochqualifizierten, aber dennoch tief verschuldeten Menschen, die in den Camps zusammenkamen, um ihre Wut auszudrücken und sich zu organisieren, benannten das eine Prozent der Superreichen als alleinige Profiteure der neuen kapitalistischen Ordnung. Sie proklamierten damit zugleich ein gemeinsames Interesse mit jenen besonders prekären Fraktionen der Arbeiterklasse, die ich zehn Jahre zuvor in Arbeit poor beschrieben hatte. Die Klassenverhältnisse haben sich seither neu formiert, und tagtäglich spitzen sich die Widersprüche weiter zu.
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